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Montag, 20. Juli 2015

#39 - BATH

Next Stop: Bath

Am Montag hieß es Goodbye London, denn meine Weiterreise nach Bath stand an. Ich hatte ein Megabus Busticket für unschlagbare 4 Pfund erstanden und döste auf der 3- stündigen Fahrt dann erst einmal ein wenig vor mich hin, bevor ich gegen 15.30 endlich ankam. Bath liegt in der Grafschaft Somerset im Westen von England und ist berühmt für das Römische Thermalbad, was der Stadt auch ihren Namen gibt.
Da ich Angst hatte, andernfalls zu spät zu sein, ging ich sofort zum Thermalbad, um noch genug Zeit für das Museum zu haben. Zwar musste ich so meine Gepäck mitschleppen, aber so ist eben das Leben eines Rucksacktouristen.
Das Thermalbad sah wirklich schön aus, man konnte sogar ein paar Römer entdecken und die Geschichte des Bades war ebenfalls sehr interessant. Beispielsweise wurden viele kleine Tafeln, die mit Botschaften an die Thermalgöttin Sulis Minerva beschrieben waren, im Bad gefunden. Meist handelte es sich um kleine Racheakte und Bitten nach Bestrafung von z.B. Kleindieben.













Nach dem Museum machte ich mich dann auf die Suche nach einem Hostel, bis zum  Schluss hatte ich nämlich darauf gehofft, noch einen Host über Couchsurfing zu finden, aber das hatte leider nicht geklappt. So schlimm war das aber nicht, da ich sehr günstig im YMCA Hostel in eine 12 Bett Zimmer, in dem aber bei meiner Ankunft nur zwei andere Reisende (die übrigens ursprünglich aus Australien kamen und zeitweise in London gelebt haben, nun aber nach Down Under zurückkehren - vorher wollten sie jedoch noch einmal ein bisschen was von England sehen) waren,  unterkam. Lange wollte ich mich jedoch nicht im Zimmer aufhalten, schließlich hatte ich nur einen einzigen Tag in Bath und die sommerliche Abendsonne schien so wunderbar.
Ich machte mich also auf den Weg durch die wunderschöne Innenstadt, in der man sich eher wie in Italien als in England fühlt hin zum Fluss und durch die kleinen Parkanlagen bis hin zum Royal Crescent. In Bath kann man alles sehr gut erlaufen, da die Stadt nicht besonders groß ist.
Am Fluss hatte ich jedoch auch eine merkwürdige Begegnung: ein etwas wirr wirkender Mann dachte, ich würde ihn fotografieren und fragte dann, woher ich denn komme. Als ich "aus Deutschland" sagte, nickte er nur wissend und fragte dann, ob ich mich denn noch schuldig fühlen würde?
Ich war noch etwas perplex und fragte, wieso ich mich schuldig fühlen sollte?
Seine Antwort: "...naja, weil ihr all die Juden getötet habt. Ich selbst bin auch einer"

Ich nahm ihn zuerst sehr ernst, versuchte, ihm zu erklären, wie in Deutschland mit dieser Schuld umgegangen wird, welche Rolle das Thema in der Schule spielt und welche Verantwortung ist bei der heutigen Generation sehe.
Schnell stellte sich jedoch heraus, dass es dem Mann noch um etwas anderes ging. Er erzählte mir dann etwas von Himmel und Hölle und dass ich ihm zuhören sollte, weil es ja sein könnte, dass ich heute Abend sterbe und dann vor Gott stehe und dieser über mich richtet. Er drückte mir einen Bibelsektenflyer in die Hand und erzählte noch etwas von Schöpfung und dass Evolution etwas für arme, dumme Menschen sei... irgendwie merkwürdig. Ich verabschiedete mich dann also höflich und bestimmt und setzte meine Stadterkundung fort.







 und schon wieder traf ich auf betrunkene Engländer, die gerne von mir fotografiert werden wollten







 der besagte Mann am Fluss...









Circus



 Royal Crescent








 Bath Abbey bei Nacht


 Ausblick aus meinem Zimmer im Hostel





Erschöpft kam ich dann abends im Hostel an und bin dann in der Lounge auf Tom Perciballi, einen Straßenmusiker aus Italien, getroffen. Seine Mutter kommt aus Bath, sein Vater ist Italiener und er selbst ist in Florenz aufgewachsen und ursprünglich zum Musikstudium nach Bath gekommen. Das hat er jedoch relativ schnell wieder beendet und geht jetzt voll und ganz in seiner Musik auf und versucht, mit seinem verdienten Geld ein wenig zu reisen und natürlich eigene Musik aufzunehmen. Er bot mir dann auch gleich an, mir etwas auf seiner Gitarre vorzuspielen und er kann wirklich sehr gut singen! Wir haben uns sehr gut unterhalten und so war der Abend dann doch noch ganz interessant und ich wurde mal wieder davon überzeugt, dass Alleinreisen nicht heißt, dass man die ganze Zeit allein ist, sondern ganz im Gegenteil neue und interessante Menschen mit ihren Geschichten kennenlernen kann - viel eher, als wenn man mit Anderen reist.

Am nächsten Morgen erkundete ich die Stadt nochmal in der Mittagssonne, stattete der Bath Abbey einen Besuch ab und hörte Tom noch bei ein paar Straßenmusiksongs zu; bei der Gelegenheit wurden mir gleich noch andere Straßenmusiker vorgestellt - ich wusste nicht, dass die Straßenmusikszene so organisiert und vernetzt ist! (inkl. abgemachten Spiel- und Ortszeiten sowie Koordinierungstreffen)
























Um halb 1 verabschiedete ich mich dann auch von Bath und machte mich im Zug auf den Weg nach Cardiff...

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