Seiten

Sonntag, 8. Februar 2015

#19

Von den letzten zwei Wochen gibt es schon wieder sehr viel zu erzählen!

Vorletzte Woche kam ein sogenannter "International Study Visit" zu uns, mit Teilnehmern aus Nigeria, Pakistan, Vietnam, Palästina und England. Das Ganze war Teil des "Active Citizen" Programms, was von der British Council initiiert ist und Menschen unterstützen soll, Projekte zur Verbesserung ihres eigenen Umfelds zu starten. Drei Teilnehmer aus Belfast waren deswegen auch für eine Woche in Pakistan und ich finde, dass ihr Video ziemlich beeindruckend ist: Video Active Citizens Pakistan
Übrigens hat meine Kollegin Jenna die Statistik der WIMPS Website ausgewertet und sie wird tatsächlich am zweithäufigsten aus Deutschland aufgerufen! Normalerweise sah die Liste immer wie folgt aus: 1. UK  2. Irland  3. USA
Jetzt sieht sie so aus: 1. UK  2. Deutschland  3. Irland  4. USA

Es war wirklich spannend, sich mit den ganzen Besuchern zu unterhalten, sehr inspirierend und bewegend. Gleichzeitig wurde einem auch klar, wie wenig wir eigentlich Bildung schätzen. Wie oft beschwert man sich über Schule, Ausbildung oder Studium, aber dass es in Nigeria z.B. Gang und Gäbe ist, seine Kinder an andere Familien abzugeben, wo sie arbeiten müssen, um somit zumindest die Grundschulbildung finanzieren zu können und dabei auch noch misshandelt werden, vergisst man leider; wenn man überhaupt davon weiß. Oder Ala aus Palästina beispielsweise arbeitet in einem Projekt, das Häuser renoviert und so gut wie möglich mit Elektrizität und Wasser ausstattet oder generell wieder bewohnbar macht, da Wasser und Strom in Palästina keine Selbstverständlichkeit sind und keine neuen Häuser gebaut werden dürfen.
Eigentlich hätten wir alle noch mehr Zeit zum Austausch gebraucht, denn natürlich stand auch ein buntes Programm auf der Tagesordnung: wir haben verschiedene soziale Projekte in Belfast besucht, hatten eine Cultural Night, haben uns das Parlament Stormont (inklusive "seeehr lebendiger Debatte", nicht wirklich) angesehen und eine Black Taxi Tour durch die Konfliktgebiete Belfasts gemacht. Außerdem gabs ein riesiges Irish Dinner mit drei Gängen und anschließend ein wenig Irish Dancing inklusive ein paar Worte Irisch. Davon gibts sogar ein Video: Irish Dancing

Ala aus Palästina war außerdem total überrascht, dass hier in den Catholic Gebieten so viele Palästina Flaggen und "I Support Gaza" Schilder hängen und ihm von so vielen Leuten Solidarität entgegengebracht wurde. Er hat am Ende gesagt, dass er sich noch nie irgendwo auf der Welt beim Reisen (so) willkommen gefühlt hat wie in Belfast.

Jetzt aber erstmal ein paar Fotos:









Die Black Taxi Tour war auch sehr interessant, obwohl ich ja eigentlich schon recht viel über den Konflikt weiß, gab es trotzdem sehr viel Neues. Wir haben z.B. eine Straße gesehen, an dr es auf jeder Seite eine Schule gibt - eine protestantische und eine katholische. Die katholische hat einen grünen Zaun, die protestantische einen blauen. Und beide Schule beginnen und enden zu unterschiedlichen Zeiten, im Abstand von 10min., damit sich die Schüler nie begegnen.












Außerdem haben wir während dieser Woche die nächsten Freiwilligen ausgewählt, das war bei 74 Bewerbern super schwer, am Ende haben wir 14 davon bei Skype interviewed und dabei zwei ausgewählt. Es gab wirklich viele gute Bewerber, aber ich glaube, wir haben die zwei richtigen ausgewählt. Personalmanagement mach ich später aber vielleicht lieber nicht, ich kann da einfach nicht hart und streng sein. :D

Am Samstag waren Irina und ich noch bei ner Demo gegen die Conscience Clause, einen Gesetzesentwurf, der im Prinzip die Diskriminierung anderer legalisiert, wenn beispw. deren sexuelle Orientierung den eigenen religiösen Überzeugung widerspricht. Es wäre dann legal, einem unverheiratetem Pärchen oder einem homosexuellen Paar z.B. ein Hotelzimmer zu verwehren; wie im Mittelalter, wenn ihr mich fragt.

Diese Woche waren wir viel damit beschäftigt, das Residential weiter zu planen (z.B. Kostenvoranschläge von Jugendherbergen einholen, Elternbriefe schreiben etc.) und weitere Rock the Vote Gigs zu organisieren (da stehen im Februar und März nämlich mehrere an, weil das Fördergeld nur bis zum 13.3. gilt). Außerdem war am Donnerstag "National Voter's Registration Day". Man muss sich hier nämlich für die Wahlen registrieren lassen und das ist vielen zu aufwendig. Wir waren also in der Student's Union (Studentenwerk) und dort gabs für jeden, der sich zum Wählen registrieren lässt, kostenlosen Kaffe und "Creme Egg" (ähnlich unserem Löffelei), was für viele eine gute Motivation ist, sich registrieren zu lassen. Eigentlich ein wenig traurig, aber so ist es eben. Wir machen ja keine Parteipolitik und so hatten wir auch ein paar interessante Gespräche mit Leuten, die partout nicht wählen wollen, weil sich ihrer Meinung nach eh nichts ändert. Gleichzeitig sind Dinge, wie die super hohen Studiengebühren (wovon übrigens hauptsächlich teure Bauprojekte finanziert werden) eigentlich Themen, die alle betreffen udn worüber sich viele aufregen.

Am Donnerstag war außerdem die Abschiedparty von Bronagh, weil ihre Projektförderung nicht weiterläuft und sie deswegen entlassen werden musste. Wir waren deswegen mit einigen der Jugendlichen, mit denen sie arbeitet, in Dundonald zum Eislaufen. Das hat echt sehr viel Spaß gemacht und ich hab die alle schon echt ins Herz geschlossen.