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Montag, 26. Januar 2015

#18 - PORTRUSH

Zum Black Mountain sind wir am Sonntag doch nicht gegangen, da wir (zum Glück noch rechtzeitig) mitbekommen haben, dass nach um zwölf kein Bus mehr zurück fährt. Irina und ich haben uns dann kurzerhand dazu entschlossen, in die kleine Küstenstadt Portrush zu fahren, die an der Nordküste auf einer Halbinsel liegt, irgendwo zwischen Irischer See und Nordatlantik. Sonntags gibt es hier nämlich ein Zugticket für 7 Pfund, mit dem man den ganzen Tag herumfahren kann.
Dieser Ausflug war vermutlich noch besser als der Black Mountain und es tat so gut, am Meer zu sein, die Wellen zu beobachten und sich den Wind um die Nase wehen zu lassen. Irgendwie habe ich das offene Meer noch nie im Winter erlebt, dabei hat es da so eine raue Schönheit, die man unbedingt einmal sehen sollte.
Portrush ist übrigens ein beliebter Ort für Surfer, von denen wir sogar ein paar Mutige im Wasser sehen konnten. Ansonsten ist es ein typischer britischer Küstenort (der mich ein wenig an Städtchen wie Brighton erinnert hat), mit Strand, Achterbahn, Spielcentre, Fish&Chips Restaurants, bunten Haustüren und kleinen Krimskramsläden. Da Sonntag war, waren viele Läden auch geschlossen (wir wollte z.B. eigentlich in das russische Restaurant "Babushka"), aber wir haben trotzdem ein paar nette Plätze entdeckt und uns bei Tee und Fish&Chips aufgewärmt. Ich glaube, ich ziehe da einfach hin, wenn ich dann in Rente bin. ;)

Da Bilder aber mehr sagen als tausend Worte, lasse ich jetzt einfach ein paar Fotos da.















































Samstag, 24. Januar 2015

#17

Ich weiß, ich habe mich schon eeeewig nicht mehr gemeldet, aber ich lebe noch!

Es war auf jeden Fall sehr schön, über Weihnachten zu Hause zu sein und so viele Leute wiederzusehen; auch wenn es dann doch nicht geklappt hat, alle Leute, die ich gern getroffen hätte, auch wirklich zu sehen, weil meine Gesundheit dann doch nicht so mitgespielt hat und dich deswegen ungeplant 'ne Woche länger (und somit über Silvester) in Erfurt bleiben musste, bis ich wieder reisefähig war.
Aber immerhin bin ich wieder gut hier angekommen und hab mich mittlerweile auch wieder vollstens eingelebt. Das war am Anfang gar nicht so einfach, weil man sich dann doch sehr schnell wieder an zu Hause gewöhnt und noch dazu war keiner meiner Mitbewohner hier, als ich wieder ankam. Deswegen war es schon ein wenig komisch, in ein dunkles, kaltes, leeres Haus zu kommen, wenn man zu Hause so viele Menschen um sich hat. Aber immerhin hatte Irina dann Schluss auf Arbeit und mich kurzerhand in ihrer Küche bekocht, so hatte ich gleich ein bisschen Gesellschaft.

Auf Arbeit gings dann auch gleich los am nächsten Tag, mittlerweile ist die Stundenkürzung wirksam, sodass alle Mitarbeiter nur noch 4 Tage die Woche arbeiten. Das Arbeitspensum ist damit aber eigentlich gar nicht schaffbar und so bleibt weniger Zeit für Meetings und viele haben auch Überstunden. Nach und nach ist auch jeder krank geworden, ich vermute, dass das einfach auch der Stress ist.
Wir haben 74(!!!) gültige EFD Bewerbungen bekommen, für gerade mal 2 Stellen und da jede einzelne Bewerbung (Motivationsschreiben, Lebenslauf, Bewerbungsformular) zu lesen und mit Punkten zu bewerten, ist echt wahnsinnig schwierig, gerade weil der Großteil wirklich gut ist! Am Ende haben wir dann 14 Personen in die engere Auswahl genommen und sind jetzt dabei, jeden per Skype zu interviewen, was auf jeden Fall interessant ist. Ich kann mich eben selbst noch gut daran erinnern, wie ich mich letztes Jahr zu der Zeit gefühlt hab und wie aufgeregt man ist.

Irina und ich dürfen jetzt auch ein Residential (also eine Art Wochenendlager) für drei unserer Jugendgruppen organisieren. Das wird super spannend, denn die drei Gruppen haben sich voher noch nie getroffen und eine Gruppe kommt eben aus einem protestantischen Stadtteil, eine aus einem katholischen und die HAPANI Gruppe hat ja muslimischen Hintergrund. Irina und ich organisieren also Unterkunft, Verpflegung, Transport, Programm, Koordinierung, Elternbrife/-formulare,... und das Geld muss durch die Förderbestimmungen bis Ende März ausgegeben worden sein. Wir fahren dann am Ende natürlich auch mit und ich finds super, dass wir diese große Verantwortung übertragen bekommen haben, das alles selbst zu organisieren, auch wenn wir natürlich jederzeit nach Hilfe oder Rat fragen dürfen.
Debs und ich haben uns auch mit Suleiman, dem Leiter der HAPANI (Horn of Africa People's Aid Northern Ireland) Organisation getroffen, um zu beratschlagen, wie wir mehr Gruppenmitglieder finden können und ob wir vielleicht eine Veranstaltung für die Familien aus Somalia, Sudan, Eritrea usw. organisieren können.
Ich bin jetzt außerdem bei der WIMPS Crew South Belfast dabei, die gerade eine Dokumentation über Punishment Attack produziert, dafür interviewen sie sowohl Befürworter, also auch Gegner und Opfer dieser Selbstjustiz und ich glaube, dass ich da auf jeden Fall viel lernen kann. Die Gruppenmitglieder, die ich bis jetzt getroffen hab, sind aber auf jeden super gut drauf und ich denk, das wird echt Spaß machen.
Nächste Woche kommt auch ein "International Study Visit" im Rahmen des Active Citizens Programm zu uns. Irgendwie wissen wir immer noch nicht, aus welchen Ländern die kommen, aber im Prinzip ist das ein Austausch, aus Belfast sind z.B. drei Leute nach Pakistan für eine Woche zu einem dieser "International Study Visits". Jenna, Irina und ich organisieren da viel, es wird eine Culture Night geben, ein international Pub Quiz, wir machen u.a. eine Black Taxi Tour (Irina und ich dürfen auch mit, da bin ich schon super gespannt!) und Irina und ich haben kleine Erinnerungsbücher für die Teilnehmer gebastelt, wo sie Eindrücke aufschreiben und Grußworte oder Adressen tauschen können.
 Mittwoch kam außerdem Ivan Lewis, der Shadow Secretary of State und Abgeordeter im Westminster Parliament  (er ist von der Labour Party und falls die die Wahlen im Mai gewinnen, wird er verantwortlich für Nordirland sein) vorbei, um sich über die Situation der Jugendarbeit und Politik in Nordirland zu unterhalten und zu sehen, welche Dinge hier wie verbessert werden könnten/müssten. Das war auf jeden Fall interessant, weil das irgendwo eben Lobbyarbeit ist und man sowas ja selten miterlebt. Er war sehr interessiert und hat angeboten, sich noch einmal zu treffen, um Jugendliche aus den verschiedenen Projekten und Organisationen kennenzulernen und sich mit ihnen zu unterhalten.
Donnerstag waren wir außerdem beim BBC hier, denn die haben sich dafür interessiert, was wir darüber denken, dass BBC3 abgesetzt und in die Onlinewelt versetzt werden soll, um Geld zu sparen und das andersweitig zu verwenden. Das war ziemlich lustig, weil Irina und ich z.B. überhaupt kein BBC3 schauen, viele der Jugendlichen mögen den Sender auch nicht so und wir wurden außerdem über Fernsehen in Russland und Deutschland ausgefragt.
Gestern waren Irina und ich außerdem bei einer Fortbildung "Migration Awareness Training"- es ging dabei um Migration in Nordirland, Fakten und Mythen und auch rechtliche Bestimmungen für Einwanderer und Flüchtlinge. Das war super interessant, da ich bisher nur über die Situation in Deutschland bescheid weiß.

Außerhalb der Arbeit passiert natürlich auch Einiges, wir waren hier in der Bar with no name bei einem Geheimkonzert und das ist eben echt eine der Sachen, die ich hier so mag: überall gibts Musik, kleine Konzerte und immer was zu unternehmen und dann kostet das meist noch nichtmal was. 
Außerdem waren wir bei einer EVS Party und Irina und ich sind ein wenig durch die Sandy Row gelaufen (Bilder kommen gleich, ich sage schonmal vornweg, dass es eine sehr protestantische/loyalistische Gegend ist, da sind sogar die Laternen in weiß-rot-blau lackiert und die Queen winkt einem von der Orange Hall entgegen.), danach haben wir uns Scones im Maggie May's gegönnt. Gestern haben wir Mickys Geburtstag in der Gaybar Kremlin gefeiert, heute gibt es wieder ein Geheimkonzert und bis jetzt haben wir vor, morgen auf den "Black Mountain" zu steigen. Schauen wir mal, ob das was wird. Unsere Jungsgruppe von der Shankhill Road will uns auch bald mal durch ihre Gegend führen, die waren total begeistert, als wir sie gefragt haben, ob sie das machen würden.

Hier kommen jetzt die Bilder und ich melde mich bald wieder! Bis dahin!









                                              "William the Orange" (William der Oranier) Mural
                                                (Bald fängt die Paradensaison des protestantisch/loyalistischen Oranierordens hier an und der    12. Juli ist praktisch DER Tag für die Loyalists, wo sie das Battle of the Boyne feiern)


                                                                        Scones