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Sonntag, 28. September 2014

#10 - CULTURE NIGHT & DISABILITY PRIDE

Wie versprochen ein paar Fotos.


 


Hier könnt ihr auch noch ein Video sehen, was von einer WIMPS Crew beim Disability Pride gedreht wurde: http://wimps.tv/stories/disability-pride-belfast

#9

Wahnsinn, wie lang der letzte Post schon wieder her ist, aber es ist einfach immer super viel los.

Im Büro sind alle wie eine kleine, herzliche Familie - da wird Kuchen zum Kosten mitgebracht, Ehrenamtliche kommen vorbei, um zu verkünden, dass sie schwanger sind und andere werden mit Geschenken und Kuchen verabschiedet. Eine Kollegin hat jetzt auch vorgeschlagen, dass wir ein großes "Office Bake Off" veranstalten - jede Woche kann eine Person aus dem Büro etwas Gebackenes mitbringen und die Anderen dürfen kosten. Ich habe mich extra für Dezember gemeldet, um dann Weihnachtsplätzchen mitzubringen, die kennt man hier nämlich nicht.

Am 19.9. war hier außerdem Culture Night, von vielen als die 'schönste Nacht des ganzen Jahres' bezeichnet. Es war der Wahnsinn, in der ganzen Innenstadt gab es Musik, Theater, Tanz und andere Veranstaltungen. Man wusste gar nicht, wo man zuerst hingehen sollte und das, was ich aus Deutschland als Geheimtipps und alternative Szene kenne, gab es hier an jeder Ecke, es war echt ziemlich super. Ich habe auch ein paar Fotos gemacht, die lade ich dann noch hoch. Am Tag darauf war ich dann noch beim 1. Disability Pride in Belfast, einer Parade mit Bühnenprogramm zum Thema Behinderung, ähnlich den Gay Pride/Christopher Street Day Paraden.

Die Pubs werden auch weiter fleißig erkundet, denn es gibt einfach zu viele davon. Ziemlich cool ist z.B. auch das "Cuckoo", wo die Cocktails in Einweckgläsern serviert werden und Kuckucksuhren an den Wänden hängen.Viele Bars haben hier auch Dachterrasssen, wo man sich auch viel besser unterhalten kann, weil die Musik nicht so laut ist. Außerdem waren wir letzten Sonntag beim Irish Set Dancing, was echt anstrengend, aber super lustig war. Man tanzt dabei immer in Gruppen von 8 Leuten, also 4 Pärchen und dann gibt es verschiedene Figuren, die man in einer bestimmten Reihenfolge tanzt. Das kann ganz schön schnell und verwirrend sein, aber es macht definitiv Spaß. Wir wollen jetzt so oft wie möglich dort hin, habe da auch die erste EFD Freiwillige hier getroffen, sie kommt auch aus Deutschland, arbeitet aber in Bangor. Außerdem war ich in der Student's Union bei einer Willkommensveranstaltung für Studenten. (es kontrolliert aber keiner, ob man wirklich an der Queen's studiert) Dort gab es kostenloses Essen und wir haben ebenfalls irisch getanzt und das mit Leuten aus aller Welt, denn die Uni ist wahnsinnig international.

Auf Arbeit läuft auch alles super, ich finde mich mehr und mehr ein und langsam geht die Gruppenarbeit los und ich habe langsam einen Wochenrythmus mit verschiedenen Gruppen gefunden. Es nimmt also allmählich Form an. Außerdem habe ich endlich ein Bankkonto! Ich bin dem Mitarbeiter beinahe um den Hals gefallen, so froh war ich, denn selbst für eine UK Nummer (die ich ja langsam wirklich mal brauche) brauche ich ein Bankkonto. Ich war einfach in einer anderen Filiale der First Trust Bank und auf einmal war das gar kein Problem mehr.

Aber rosarot ist hier natürlich auch nicht alles, in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag wurde nämlich in unser Haus eingebrochen, was natürlich ziemlich beängstigent war. Eigentlich wurde ins Nachbarhaus eingebrochen, die Bewohner haben ihn aber erwischt, er ist durchs Dachfenster geflohen und wollte dann vermutlich nicht vom Dach springen, also ist er durchs Dachfenster meiner Mitbewohnerin in ihr Zimmer gekommen. Sie war jedoch wach und natürlich panisch und hat geschrien und er ist durch die Haustür abgehauen. Die Polizei war sehr schnell da, konnte aber natürlich nichts finden, am nächsten Morgen wurde noch nach Fingerabdrücken gesucht. Im Büro waren alle geschockt und haben auch gleich nach Alarmgeräten gesucht und angeboten, dass einer der Polizisten, der mit den Jugendgruppen arbeitet, bei uns vorbeischauen könnte und uns Sicherheitstipps geben könnte. Ich fühle mich mittlerweile aber wieder sicher und habe keine Probleme im Haus. Nuria ist aber ausgezogen, sie hat sich im Haus nicht mehr sicher gefühlt, ich denke aber, dass sie sich hier generell nicht so wohl gefühlt hat. Jetzt wohnen hier Conor, Mark, Patrick und ich, Marina zieht Dienstag nämlich aus. Ich habe ja das Gefühl, dass die Vermieterin denkt, ich fühle mich mit Jungs im Haus sicherer, aber ich glaube, wir werden ganz gut auskommen.

Dienstag wäre ich außerdem beinahe im BBC Radio zu hören gewesen, um meine Meinung zum Wahlrecht ab 16 abzugeben, aber dann wollten sie doch nur einen Vertreter meiner Organisation hören. Dafür sind wir morgen wieder in Stormont zu einer Veranstaltung zum Wahlrecht ab 16. Die Diskussion darüber kommt nun wieder auf, weil man beim schottischen Referendum auch ab 16 wählen durfte. Ich werde jetzt Donnerstagabend auch immer bei der WIMPS Belfast Central Crew dabei sein, wir wollen nämlich ein Interview mit dem neuen nordirischen Gesundheitsminister, Jim Wells, vorbereiten, der wegen seiner homophoben Äußerungen kritisiert wird. Ich find es ziemlich gut, dass in der Organisation so viele politisch interessierte Menschen involviert sind und ich mich überall einbringen darf.

Freitag waren wir außerdem bei Marine eingeladen, sie hat echte französische Crepes gemacht und heute habe ich Mandarine Schmand Kuchen gebacken, womit ich mich sehr beliebt gemacht hab. ;-) Wir wachsen langsam echt zusammen und an jedem Wochenende trifft man so viele neue Menschen und das völlig unkompliziert.

Mittwoch, 17. September 2014

#8

Wie war das doch gleich mit dem Bankkonto? Von wegen! Obwohl mir drei verschiedene Mitarbeiter der Bank versichert haben, dass ich für den Basic Bank Account keine National Insurance Number brauche, wurde mir heute trotzdem das Frmular zurückgeschickt, mit eben der Begründung, dass ich meine Versicherungsnummer nicht angegeben habe. Blöd nur, dass es noch 3-6 Wochen dauert, bis ich diese Nummer überhaupt bekomme, soll ich jetzt so lang auf mein Bankkonto warten? Der Marathon geht also weiter, hoffentlich findet sich bald eine Lösung.

Gestern durfte ich auch das erste Mal eine andere Stadt hier sehen - Armagh. "It's a cozy, wee town", wie man hier sagen würde, es ist eine gemütliche, kleine Stadt. Es gibt schöne Kathedralen und eine niedliche Fußgängerzone mit traditionellem Süßigkeitenladen - Michael und Bronagh haben mir gleich mal eine Tüte mit den typischen Dingen zusammengestellt, sehr lecker!
 Aber eigentlich waren wir dort ja zum arbeiten - meine Organisation hat nicht nur Jugendgruppen in Belfast, sondern auch in anderen nordirischen Städten und diese Gruppe brauchen natürlich auch Coaches. Nichts ist für die Ewigkeit und deswegen werden wieder neue Ehrenamtliche gesucht, die diese Rolle übernehmen wollen. Deswegen waren wir bei der Fresher's Fair am Southern Regional College, aber ich hatte das Gefühl, dass die meisten dort eher für die kostenlose Pizza, Subway Sandwiches und einen Tanzflashmob (der wirklich cool war) hergekommen sind. Dementsprechend wenig Leute haben wir auch erreicht, aber vielleicht ist ja trotzdem wer dabei, der am Ende als Coach mitwirken möchte.

Ab nächsten Dienstag beginnt außerdem meine Arbeit mit einer Mädchengruppe aus West Belfast, worauf ich sehr gespannt bin und ich darf außerdem auch Artikel für die WIMPS Website schreiben.

Außerdem plane ich, sonntags jetzt immer zu den Irish Dancing Lessons in einem irischen Kulturzentrum hier zu gehen und zudem überlege ich, einen Irisch Sprachkurs für Anfänger zu belegen, ich fänd das wirklich spannend!

Spannend wird aber auch das schottische Referendum morgen, denn es wird in jedem Fall seine Auswirkungen auf das United Kingdom haben. Selbst, wenn gegen die Unabhängigkeit gestimmt wird, kommt es vielleicht trotzdem zu einer größeren Autonomie von Schottland in politischen Fragen und dieses Zugeständnis könnten dann auch die Nordiren einfordern. Ich bin wirklich gespannt, in jedem Fall wird es wohl sehr knapp werden.

Montag, 15. September 2014

#7

Man glaubt es kaum, aber ich habe endlich ein Bankkonto. Also fast. Am Freitag war ich bei der gefühlt 100. Bank (eigentlich war es die 5.) und auch die wollten mich zuerst wieder wegschicken, aber wenn man ein bisschen hartnäckig bleibt, klappt so manches. Nächste Woche bekomme ich also hoffentlich Post und dann kann es endlich losgehen. Morgen habe ich außerdem einen Termin beim Jobs & Benefits Centre, um mich für meine National Insurance Number zu bewerben. Dort werde ich dann ziemlich ausführlich befragt, max. 1h soll das gehen, mal sehen, was die so wissen wollen.

An diesem Wochenende haben wir außerdem wieder die Pubs erkundet. Ich frage mich wirklich, wie viele es davon in Belfast gibt, es ist wirklich für jeden Geschmack etwas dabei und von Jung bis Alt verbringt auch jeder seine Abende dort. Pubs gehören hier einfach zum Alltag, zur Kultur dazu, genau wie die Livemusik, die es dort oft zu hören gibt. Gestern waren wir u.a. in einem sehr traditionellen Pub mit typisch irischer Livemusik und die Atmosphäre dort war der Wahnsinn! Alle Leute haben getanzt (irische Volkstänze), getrunken und gesungen, es hat echt super viel Spaß gemacht! Ich werde echt mal nach Tanzkursen suchen, wo man die ganze Schrittfolgen lernen kann, dann kann ich vielleicht mithalten. ;-) Übrigens schmeckt Guinnes hier wirklich anders als in Deutschland, mir wurde gesagt, dass das daran liegt, dass es hier gebraut wird und deshalb nicht verschifft oder transportiert werden muss.

Heute (hier ist es ja noch Sonntag) waren wir bei einem Foodfestival der örtlichen Supermarktkette Tesco und da war ich echt überrascht: das Ganze hat einer Messe geähnelt und überall gab es Stände, wo man kostenlose Häppchen kosten durfte, die Produkte aber auch kaufen konnte. Joghurt, Säfte, Curry Hühnchen, Käse, Olivenbrot, Kuchen, Muffins, Pizza, Fisch, Fleisch, Müsli und sogar Cider, Guinnes, Harp (lokales Bier) und Bailey's - es blieben keine Wünsche offen. Und auch dieses Festival wurde von irischer Folkmusik untermalt, wirklich ziemlich cool.

Donnerstag, 11. September 2014

#6

Es ist immer so viel los hier, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Heute ist endlich Öl angekommen, das heißt, es ist endlich warm im Haus!
Gestern durfte ich mit ins Holy Trinity Youth Centre in West Belfast zu einem Treffen mit dem Leiter. Die bisherigen EVS Volunteers haben dort mit einer Mädchengruppe gearbeitet (das Ergebnis seht ihr hier) und wenn die Mädels weiterhin Teil der Gruppe sein wollen, werde ich zusammen mit einer anderen Ehrenamtlichen mit ihnen arbeiten. Der Leiter war ziemlich nett, nur leider ist er schwer zu verstehen, denn er spricht ziemlich schnell und eher undeutlich mit seinem Akzent. West Belfast ist eine eher katholische Gegend, ganz in der Nähe dieser weißen Buchstaben auf dem Hügel vom letzten Post. Die Buchstaben werden übrigens öfter geändert, FREE PALESTINE soll wohl auch schon zu lesen gewesen sein und angeblich haben ein paar Jugendliche das Ganze für ein paar Stunden zu VIVA LAS VEGAS geändert. Viele Menschen lernen hier als erste Sprache Irisch und erst als zweite Englisch. Straßen- und Türschilder sind teilweise auch auf irisch und an den Häusern hängen irische Flaggen, teilweise aber auch die Palästina Flagge. Die Menschen in den katholischen Gegenden sympathisieren oft eher mit Palästina, die in den protestantischen wiederum mit Israel, in protestantischen Gegenden sieht man also eher die israelische Flagge. Außerdem wurden in den 70er Jahren viele Männer, die eher für eine Reunion von Irland und Nordirland sind/waren, unschuldig eingesperrt. Wenn Kinder ohne ihren Vater aufwachsen oder erfahren, dass ihr Vater unschuldig im Gefängnis war, trägt das natürlich nicht unbedingt zu einer positiven Meinung bezüglich dem United Kingdom oder der Nordirischen Regierung bei. Der Konflikt ist also echt vielschichtig und es wird mich bestimmt noch viel Zeit kosten, ihn besser zu verstehen, weil es eigentlich auch nicht wirklich um die Religion geht, sondern viel mehr um Zugehörigkeit Nordirlands. Aber ich komme hier jeden Tag mit so vielen Leute zusammen, die mir darüber erzählen und so unterschiedliche Meinungen haben, es ist echt interessant.
Insgesamt kann man sagen:


West Belfast: hauptsächlich katholisch, teilweise protestantisch
East Belfast: hauptsächlich protestantisch, teilweise katholisch
North Belfast: katholisch und protestantisch, alles sehr eng beieinander, weswegen es während des Konflikts gerade dort zu Ausschreitungen kam
South Belfast: Mittelstand, Studenten, zunehmend Migranten


Auf dem Weg hin und zurück sind wir außerdem die Falls Road entlang gefahren, eine Straße voller Murals, es ähnelt beinahe der East Side Gallery in Berlin. Zwischen der Falls Road (katholisch) und der Shankill Road (protestantisch) bestehen auch große Zäune ("Peace Walls"), die diese Gegenden voneinander trennen und abends/nachts teilweise geschlossen werden, sodass man nur über Umwege in die andere Gegenden gelangt. Auf beiden Seiten gibt es z.B. ein leisure centre, in anderen Städten würde eins ausreichen, hier hat jede Community ein eigenes.

Gestern Nachmittag wurde ich dann spontan gefragt, ob ich nicht mit zum nordirischen Minister of Employment and Learning, Stephen Farry, kommen möchte. Natürlich wollte ich! Auf ging's also nach Stormont, wie das nordirische Parlamentsgebäude genannt wird, um dem Minister über das WIMPS Projekt von Public Achievement zu berichten.  Das Gebäude ist wirklich schön und sieht aus wie ein Palast, finde ich. Robert, ein Mitglied von WIMPS, der auch dabei war, hat mir dann alles erklärt, das ganze Gebäude ist z.B. komplett symmetrisch. Der Minister war auch sehr interessiert daran, was ich in Belfast mache und ich wurde nach Angela Merkel gefragt, nicht zum ersten Mal übrigens. (und alle sind immer ganz überrascht, wenn ich sage, dass ich nicht ihr größter Fan bin bzw. die CDU einfach nicht meine Partei ist.) Anschließend konnte ich sogar noch den Plenarsaal sehen. Eigentlich war die Besuchszeit schon vorbei, aber der Ausländerbonus bringt manchmal schon was. ;-) Man kann sich auch immer die Debatten ansehen, vielleicht mach ich das mal.

Heute war ich noch bei der Bank und die haben mir wiederum erzählt, dass ich in der Zentrale anrufen muss, damit ich ein Formular zugeschickt bekomme, was ich dann wieder über die Filiale zurückschicken muss. Ziemlich aufwendig.
Eigentlich hätte ich heute auch wieder ein Treffen mit der HAPANI Group gehabt, sie konnten aber nicht kommen. Meine Vorbereitungen für die Session kann ich aber fürs nächste Mal verwenden. Dafür hatte ich Zeit, mit Luis, dem letzten EVS Volunteer, in ein Café zu gehen. Er hat mir viel erklärt und mich dazu ermutigt, mit jeglicher Idee einfach zu jemandem aus der Organisation zu gehen. Als EVS Volunteer gilt man schließlich nicht als normale Arbeitskraft und soll sich selbst einbringen, je nach Interessen. Das macht es am Anfang natürlich schwierig, weil man ja ersteinmal seinen Platz selbst finden muss. Aber ich freue mich drauf und habe bereits den Kopf voller Ideen.

Ach übrigens: entgegen meiner Erwartungen hab ich bis jetzt super viel Glück mit dem Wetter, die Sonne scheint die ganze Zeit und Regen hatte ich bis jetzt nur letzten Freitag. Der September ist hier echt schön.

Sonntag, 7. September 2014

#5

Mein erstes Wochenende in Belfast neigt sich nun dem Ende zu und ich muss sagen, dass ich wirklich beginne, diese Stadt zu lieben!
Freitag sind wir mit Kollegen von Eva und Nuria in eine Bar gegangen, Evas Housemate, Rory aus England, war auch dabei und wir verstehen uns alle echt gut. Danach waren wir noch im "Filthy McNasty's", einem Pub mit Live Musik und ziemlich cooler Atmosphäre. Gestern sind wir abends zuerst zum Second Chance Cinema gegangen. Das ganze Wochenende kann man dort kostenlos Filme sehen, es ist aber kein dauerhaftes Kino. Wir wussten nicht so ganz, was uns erwarten würde, dann stellte sich heraus, dass "Into the Blue" ein japanischer Thriller-Anime Film ist. Ich persönlich bin da ja eigentlich gar nicht der Typ für, normalerweise sehe ich auch keine Animes, aber die anfängliche Verwirrung wandelte sich dann ziemlich schnell in Spannung, auch wenn der Film ziemlich verwirrend und etwas brutal war. Aber irgendwie war es trotzdem ganz cool. Danach sind wir mit zwei Männern aus Belfast und Yorkshire ins Gespräch gekommen und dann spontan alle zusammen in einen Pub gegangen. Das ist etwas, was mir hier echt gut gefällt - man lernt so schnell neue Leute kennen und alle sind ganz offen, freundlich und neugierig. Die Beiden haben uns auch ein bisschen mehr in den lokalen Dialekt eingeführt, Sachen wie "wee" (small, little) und "dead on" (great, awesome) kannte ich ja schon von Arbeit, aber das ist natürlich nicht das einzige. Ich glaube, ich werde mal ein paar Ausdrücke sammeln und in einen gesonderten Post packen.
Heute war ich dann noch ein bisschen die Stadt erkunden und konnte nun endlich ein paar Fotos schießen.

                                                                    Methodist College


                                                                         Botanic Garden

                                                                       Botanic Garden


                                                                       City Hall

                                                                        City Hall

                                                         Blick vom Victoria Square Centre


                                                                  Albert Memorial Clock

             Die Albert Memorial Clock war übrigens ein Geschenk von Queen Victoria zum Gedenken an ihren Mann Albert.

                                                                         Cathedral Quarter




                   Eins von unzähligen Murals, die in ganz Belfast verteilt sind und meist eine politische Botschaft  besitzen, 
                  die teilweise auch sehr propagandistisch sein kann. Dieses befindet sich sogar gleich neben dem Public 
                 Achievement Büro. Ich werde sicherlich noch mehr dieser Wandgemälde finden und die Fotos hier hochladen.


                                                                    St. Anne's Cathedral

                                                                       St. Anne's Cathedral



                                                                        City Hall

                                                             Dunluce Ave, meine Straße.
 
                                                                 YES SCOTLAND
                                          Bis heute Mittag war auf diesem Hügel noch VIVA IRELAND zu lesen, 
                                                   was ich eigentlich fotografieren wollte. Aber passend zum kommenden Referendum 
                                                   in Schottland, wurde der Schriftzug nun angepasst. Soweit ich weiß, ist das dort eine 
                                                   eher katholische Gegend (deswegen auch das VIVA IRELAND) und deswegen sind die 
                                                   Leute dort wohl generell für eine Unabhängigkeit vom United Kingdom, egal ob auf 
                                                   Schottland oder Nordirland bezogen.)

Freitag, 5. September 2014

#4

Gestern musste ich wieder erst gegen 11Uhr im Büro sein, eine angenehme Zeit, denn schließlich lauf ich immer noch ca. 45min. zur Arbeit. (Mein Fahrrad kann ich noch nicht benutzen und außerdem bin ich zu geizig, mir als arme Freiwillige jeden Tag Bustickets zu kaufen ;-)  ) Dort habe ich dann weiter in dem dicken Ordner über "Civic Youth Work" gelesen, denn mit diesem Konzept werde ich schließlich auch arbeiten. Paul hat mir dann außerdem mein Macbook gegeben und alles dazu erklärt. Außerdem musste ich bei der Stromfirma anrufen und Bescheid geben, dass die Stromversorgung nun auf meinen Namen umgeschrieben werden soll (weil ich von all meinen Mitbewohnern am längsten im Haus leben werde) und wir auch weiterhin Strom brauchen. Debs hat mir dabei zum Glück geholfen, denn die Anrufe werden zuerst elektronisch beantwortet, wozu man eine Account Number braucht, die ich aber nicht hatte. Nachmittag gings für mich dann auf zu einer Art Sozialamt, um Wohngeld zu beantragen. Wer denkt, dass das in Deutschland lange dauert, täuscht sich, denn ich saß dort über eine Stunde und hab gewartet, bis einer der sechs Mitarbeiter Zeit für mich hatte. Dann ging aber alles recht schnell und ich soll wohl bald per Post Bescheid kriegen, schauen wir mal.
Danach stand ja eigentlich das Treffen mit der HAPANI Group an, die Mädchen mussten aber zum Zahnarzt und haben deshalb abgesagt. Das gute daran: Ich hatte genug Zeit, noch zu Tesco einkaufen zu gehen, so ein Kühlschrank füllt sich schließlich nicht von allein, auch wenn er bei drei bzw. vier Bewohnern schnell überfüllt ist. Mit Nuria hab ich auch noch lange gequatscht, am Wochenende werden wir dann wohl mal ein bisschen die Stadt und die Pubs erkunden. Außerdem ist am 13./14. September European Heritage Day, wo man ziemlich viele Sehenswürdigkeiten kostenlos besichtigen kann. Am 19. gibts in Belfast die "Cultural Night", wo über die ganze Stadt verteilt kleine kostenlose Events stattfinden und dieses Wochenende kann man hier in einem kleinen Kino kostenlos Independentfilme und Dokus sehen. Außerdem ist die Gegend, in der ich wohne, voller Studenten, es ist also immer etwas los.

Heute vormittag war ich bei einer Netzwerkkonferenz, "South Belfast Roundtable", bei der sich verschiedene Organisationen aus Belfast und Umgebung und sogar Vertreter schottischer Unis über Integrationsprojekte austauschen. Eigentlich sollte ich Debs um 9.45Uhr treffen, sie war aber etwas spät dran, weswegen ich mich dann schon einmal allein in das Gebäude begab und mich zum Konferenzraum durchfragte. Als ich mich vorstellen sollte und sagte, dass ich erst seit Montag hier bin, wurde ich auch gleich herzlich von allen begrüßt und später auch zum wöchentlichen "Belfast Friendship Club" eingeladen. Dort werd ich sicher mal vorbeischauen, wenn ich Zeit habe. Nach der Konferenz ging's dann zurück ins Büro und nachmittags zum "Malone College", die Schule von zwei Mädchen aus der HAPANI Group. Dort hatten wir alle zusammen einen Termin bei der Direktorin, die sich den Film der Mädchen (den ihr hier finden könnt) angesehen hat und wirklich beeindruckt davon war. Es wurde dann besprochen, was in der Schule verändert werden kann und was nicht und was bereits verändert wurde. Die Mädchen scheinen echt lieb zu sein, ich bin schon sehr gespannt, sie bald in den Gruppensessions kennenzulernen! Außerdem hab ich erfahren, dass es in Nordirland im Groben drei Sorten von Schulen gibt: Protestants Schools (staatlich), Catholic Schools (eher privat, von der katholischen Kirche) und Integrated Schools. (staatlich, dort spielt die Religion der Schüler keine Rolle, Schüler aller Religionen gehen dort hin) Ein weiterer Effekt des Konflikts.
Später war ich dann bei einer Jugendgruppe des "Beyond the Margins" Projekts dabei, was ziemlich interessant war. Acht Jungs voller Energie stürmten in den Raum, machten sich über die Pizza her und redeten im stärksten Akzent, den ich hier bis jetzt gehört habe, miteinander. Ich habe kaum ein Wort verstanden, eine ehrenamtliche Betreuerin der Gruppe, die aus Belfast kommt, hat mich aber beruhigt, dass selbst sie manche Sachen nicht versteht. Die Jungs kommen aus einer protestantischen, eher rauen Gegend, in der der Konflikt wohl noch eine größere Rolle spielt, vermute ich. Sie sind echt ne lustige Truppe, aber ziemlich wild drauf und ecken auch mal bei der Polizei an, das versucht das Projekt, zu ändern.
Nach dieser Gruppe kam schließlich noch die WIMPS Gruppe, bei der ich auch dabei war. Keine Sorge übrigens, sobald ich genug Zeit habe, werde ich unter dem Punkt "about" näher erklären, was genau ich in dem Projekt alles mache und was "Public Achievement" für eine Organisation ist. Die Jugendlichen bei wimps sind wiederum ganz anders drauf, sie reden viel über Politik und haben mich auch über die deutsche Poitik ausgefragt und beschäftigen sich mit Journalismus und Medien. Das war heute also ein sehr abwechslungsreicher und vor allem langer Tag. Dafür muss ich morgen nur vormittags oder nachmittags ins Büro, wie ich will.

Die Leute hier sind wirklich alle super lieb, bis jetzt habe ich noch keine unsympathischen Personen kennengelernt. Sie nehmen einen sehr herzlich auf und versuchen, nicht zu schnell und undeutlich zu sprechen, was sie natürlich trotzdem nicht immer schaffen. Aber ich bin mir sicher, dass ich mich bald dran gewöhne, manchmal klappt's schon ganz gut. Immerhin wurde mein Englisch heute gelobt und mir wurde gesagt, ich hätte keinen deutschen Akzent, was mich verständlicherweise echt freut. ;-)

Dienstag, 2. September 2014

#3

Ich bin gut in Belfast angekommen und der erste richtige Tag hier liegt nun auch hinter mir. Montag bin ich von Hannover nach Dublin gestartet und zum Glück verlief alles ohne Probleme, auch wenn wir etwas später ankamen, wodurch ich meinen Bus nach Belfast verpasst habe und eine Stunde warten musste. Das Positive daran war, dass ich wenigstens nicht zur Abfahrtshaltestelle rennen musste, immerhin war ich mit nem 25kg Koffer, meinem Gitarrenkoffer und Rucksack mehr als gut bepackt. Die Busfahrt war dann eigentlich echt interessant, in Irland sind die Schilder auf den Autobahnen zweisprachig - auf irisch und englisch - und es wird rechts überholt, außerdem gibt es mehr als genug Schilder, die einen darauf hinweisen, falls man in die falsche Richtung unterwegs ist.Vielleicht soll das Touristen vor den Tücken des Linksverkehrs schützen. In Nordirland hingegen sind die Schilder nur auf englisch beschrieben, die irische Sprache ist hier nämlich sehr politisch, Stichwort Nordirlandkonflikt. Darüber werde ich hier sicher auch noch mehr schreiben, meine Gastorganisation "Public Achievement" behandelt dieses Thema nämlich auch und generell hat der Konflikt noch immer seine Auswirkungen auf Belfast/Nordirland.

Angekommen in Belfast wurde ich auch schon von Debs, meiner Betreuerin in der Organisation, abgeholt und ich denke, wir verstehen uns echt gut, was mich ziemlich beruhigt hat. Belfast sieht bei Nacht übrigens unglaublich schön aus, besonders die beleuchtete City Hall und die Universität. Fotos davon folgen bestimmt auch nochmal. Sie hat mich dann zu dem Haus, in dem ich nun wohne, gebracht. Dort wurde ich auch schon von Marina aus Nürnberg, die in Belfast ihren Master macht, empfangen, sie zieht aber in ca. zwei Wochen aus. Bald zieht hier außerdem ein Nordire ein und heute ist Nuria aus Spanien angekommen, sie arbeitet dieses Jahr als Language Assistant in einer Schule. Ein ständiges Kommen und Gehen also. Ihre Kollegin Eva aus Deutschland scheint auch echt nett zu sein und hat gleich vorgeschlagen, dass wir uns ja dann alle mal treffen können. Bin sehr gespannt, wen ich hier alles so kennenlerne.

Heute war dann mein erster Tag in der Organisation. Um elf sollte ich da sein und ich war auch fast pünktlich, den Weg zu finden, hat sich dann aber doch als schwieriger als erwartet erwiesen. Das Büro liegt nämlich in einer Art Innenhof, der jedoch eine extra Adresse hat. Dort wurde ich dann herzlich von allen empfangen, so viele neue Gesichter! Auf meinem Schreibtisch lag außerdem ganz viel Infomaterial für mich und ein Brief von Emelie, der vorigen Freiwilligen, sie hatte mir auch schon einen Brief in meinem Zimmer hinterlegt mit allen wichtigen Infos und Tipps. Meinen Plan für die Woche habe ich auch schon bekommen, morgen werde ich z.B. bei einem Treffen der HAPANI (Horn of Africa People's Aid Northern Ireland) Group dabeisein, die aus mehreren Mädchen mit somalischer Herkunft besteht. Da bin ich ziemlich gespannt drauf! Außerdem kann ich die Woche bei einem Netzwerktreffen verschiedener nordirischer Organisationen, die sich u.a. mit Migranten beschäftigen, dabei sein. Nachdem das Eröffnen eines Bankkontos heute noch nicht geklappt hat, versuch ich's morgen mit dem Antrag für's Wohngeld. Bürokratie braucht ja immer ihre Zeit, wünscht mir Glück!