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Sonntag, 14. Dezember 2014

#16

Weihnachten rückt immer näher und Freitag geht's für mich sogar schon wieder in die Heimat - irgendwie fühlt sich das komisch an: klar freu ich mich drauf, alle wiederzusehen, aber irgendwie merke ich eben auch, dass Belfast so langsam mein zweites zu Hause wird und ich mein eigentliches zu Hause dadurch gar nicht so sehr vermisse.
Die letzten Wochen war wieder viel los, es gab den ersten Schnee (wenn auch nur auf den Hügeln um Belfast herum), das Wetter wird langsam ungemütlicher und unser Haus nicht un bedingt wärmer - aber mit Wärmflasche und Kuscheldecke bin ich eigentlich ganz gut ausgerüstet, ich möchte nämlich nicht dauernd den kleinen Fanheater in meinem Zimmer anschalten, da der ganz schön viel Energie verbraucht.
Im Büro waren alle super begeistert von den Weihnachtsplätzchen und ich habe sogar ein Päckchen mit noch mehr Weihnachtsplätzchen geschickt bekommen, an dieser Stelle danke an Maria!
Irina, Jennifer und ich haben außerdem einen Adventskalender fürs Büro gebastelt, von dem alle begeistert waren und den Paul (unser Chef) sofort fleißig auf allen möglichen sozialen Netzwerken verbreitet hat.



Letztes Wochenende waren wir noch mit Kommilitonen von Rory unterwegs und haben auch noch Winnies Geburtstag gefeiert. Ich glaube, das ist das Gute daran, dass ich eben nicht mit anderen Freiwilligen zusammen wohne - ich bin irgendwie dazu 'gezwungen' mich auch außerhalb der EVS Community zu bewegen. Ich würde schon sagen, dass normalerweise alle Freiwilligen gesellige Menschen sind und deswegen in den reinen Freiwilligenhäusern schon ne Art Hausgemeinschaft besteht, was ich ja nicht so habe, weil meine Mitbewohner alle sehr ruhig und nicht so aktiv und unternehmungslustig sind. Das find ich auf der einen Seite schade, gleichzeitig habe ich so aber auch jede Menge andere Leute kennengelernt, weil ich eben nicht groß zu Hause geblieben bin und so habe ich eben nicht nur mit Freiwilligen, sondern auch mit vielen Studenten oder teilweise Language Assistants zu tun, worum ich von anderen Freiwilligen wiederrum manchmal beneidet werde. Irina und ich waren noch auf dem St. George's Market und waren beide ser begeistert von den ganzen "Krimskrams Vintage Antik Flohmarkt" Ständen und haben am Ende auch ein paar Kleinigkeiten erstanden.
Außerdem haben wir letztes Wochenende noch alle zusammen Käsespätzle gemacht, was natürlich sehr lecker war.

Auf Arbeit läuft auch alles klar, ich schließe meine Mädelsgruppe echt so sehr ins Herz - die können zwar alle sehr stur, unkonzentriert oder eben auch mal zickig sein und was sie so erzählen, haben sie es nicht alle immer so einfach in der Schule, aber gleichzeitig sind sie echt ehrgeizig, wollen zeigen, was sie drauf haben und scheinen mich echt zu mögen. Sie wollen immer noch einen Film über Mobbing drehen, auch wenn wir die Planung und das Filmen wohl erst im nächsten Jahr angehen können, aber Filmtraining hatten sie letzte Woche und es hat ihnen wohl echt Spaß gemacht. Dahingegen ist es momentan sehr schwierig, die HAPANI Mädels zusammenzukriegen, weil sie im Moment viele Prüfungen haben. Ein bisschen frustrierend ist das irgendwie schon, aber eben nicht wirklich meine Schuld, Debs hat mir das auch nochmal gesagt und deutlich gemacht, dass es auch vor meiner Ankunft schon schwierig war, sie zu den Gruppentreffen zu bekommen. Dabei ist besonders Hinda so interessiert und engagiert, ich hoffe also, dass das nach der Prüfungsphase wieder besser wird. Debs und ich werden aber im neuen Jahr auch versuchen, eine neue Gruppe zu gründen, entweder wieder mit Mädchen mit somalischem Hintergrund oder in Zusammenarbeit mit dem Islamic Centre. Das fände ich auf jeden Fall sehr spannend.
Wir waren außerdem auch beim Annual General Meeting von Youthnet (eine Jugendorganisation) und Irina und ich duften bei einer Fortbildung zum Thema "Effective Online Video Training for NGOs and charities" dabei sein.
Außerdem haben wir Michelle, unsere Mentorin, kennengelernt. Sie hat uns zum Mittagessen eingeladen und sie ist wirklich wie eine Ersatzmutti, super herzlich und sehr darum bemüht, dass es uns an nichts fehlt. Als Mentorin ist ihre Rolle im Prinzip, dass sie uns bei Problemen, die die Arbeit nicht betreffen oder die wir auf Arbeit vielleicht nicht direkt ansprechen können/wollen, hilft. Sie arbeitet nicht direkt bei Public Achievement und ist deswegen unabhängig.

Irina und ich führen auch den Blog weiter, den die früheren EFDler gestartet haben und haben die letzte Woche viel Zeit damit verbracht, andere Freiwillige in ihren Projekten zu besuchen und zu interviewen, was sehr interessant war! Außerdem habe ich bisher noch nicht viel Filmerfahrung, kann hier also einiges dazulernen. Sobald das Video fertig ist, sag ich hier natürlich bescheid!
Ich war Donnerstag auch noch bei einem kleinen Konzert, das als Teil der Human Rights Week, die hier stattgefunden hat, unter dem Thema "Love Music Hate Racism" stand. Statt Eintritt sollte man entweder ein kleines Weihnachtsgeschenk, warme Kleidung oder Lebensmittel mitbringen, die dann an Flüchtlinge in Belfast gespendet werden. Ich finde die Idee sehr gut und das Konzert war auch ziemlich gut, es gab verschiedene Musiker und Bands verschiedener Stilrichtungen und da ich mit Catriona (sie war beim Coach Training dabei) zusammen dort war, habe ich gleich wieder jede Menge neue Leute kennengelernt, die sie von Reisen kennt. Später hat sie dann noch auf unserer Couch übernachtet. Generell finde ich es so gut, dass es hier so viele Veranstaltungen, wie die Human Rights Week, Homeless Awareness Week oder eben auch die Refugee Week gibt, man würde da am liebsten alles mitnehmen.

Außerdem war am Freitag Jennifers letzter Arbeitstag, die 3 Monate mit ihr vergingen so unglaublich schnell und es wird wirklich ungewohnt sein, sie nicht mehr im Büro zu haben. Falls sie in Spanien keine Stelle finden sollte, kann sie auf jeden Fall jeder Zeit zurück nach Belfast kommen und wird hier mit offenen Armen empfangen. Gestern haben wir nochmal Rock The Vote bei einer kleinen Musikveranstaltung (die auch Teil der Human Rights Week war) promotet und abends haben wir dann noch Arletts Geburtstag gefeiert. Heute wurde noch die Zreit genutzt, unsere Silvesterparty zu planen, denn bald sind wir ja alle wieder zu Hause und kommen erst ein paar Tage vor Silvester zurück.

Nächste Woche wird auch nochmal spannend: morgen eröffnen wir nämlich den neuen Bewerbungszeitraum für den EFD, das heißt, ab morgen kann man sich bei Public Achievement für die EFD Plätze ab September 2015 bewerben und Irina und ich dürfen mitentscheiden und sind diesmal auf der anderen Seite, das wird sicher echt cool, aber bestimmt nicht leicht.
Außerdem haben wir nächste Woche noch Weihnachtsfeier und ein Showcase Event, wo drei unserer Jugendgruppen ihre Filme zeigen, die sie zu verschiedenen Themen (z.B.: Wie es ist, an der Shankhill Road aufzuwachsen und Armut in Nord Belfast) gedreht haben. Dazu sind auch jede Menge Polizisten und Politiker eingeladen, ich bin sehr gespannt!

Mal sehen, wann ich mich das nächste Mal melde, wenn ich wieder in Erfurt bin, gibts ja nicht so viel über Belfast zu erzählen. ;)
Aber ein paar Fotos lass ich noch da:








Montag, 1. Dezember 2014

#15

Mein letzer Blogpost ist schon wieder ein wenig her, deswegen gibt es auch jede Menge zu erzählen!

Am 14.11. fand unser "Rock The Vote NI" Launch Event statt. Rock The Vote kommt ursprünglich aus den USA und soll Politik mit Musik und Entertainment verbinden und somit vor allem junge Leute zum Wählen animieren. Lokale Musiker sollen das Event dabei unterstützen und außerdem gibt es verschiedene Redner und die Möglichkeit, sich direkt für die Wahl zu registrieren. (Hier muss man sich nämlich auch für die Wahl registrieren lassen) In den USA gab es dafür z.B. Unterstützung von Beyoncé oder auch Coldplay. Public Achievement ist nun offiziell Parter dieser Initiative und darf die Rock The Vote Events in Nordirland ausrichten. Wir haben dazu natürlich auch jede Menge Politiker eingeladen, die für die Westminster Wahlen nächstes Jahr kandidieren, aber besonders viele von ihnen sind nicht aufgetaucht, was ich nicht so ganz verstehe, weil es für sie eine gute Möglichkeit wäre, sich mit potentiellen Wählern auszutauschen. Aber wer nicht will, der hat ja bekanntlich schon. Ich fand die Veranstaltung jedenfalls sehr gelungen und es werden noch weitere Events folgen.
Ein Video gibt es natürlich wie immer auch wieder: http://wimps.tv/stories/rock-t
Außerdem haben wir an dem Wochenende noch Marines Geburtstag gefeiert.

Am 18.11. ist auch endlich Irina angekommen! British Council hat es endlich hinbekommen, ihr Visa zu sponsorn und nun ist sie (mit 2,5 Monaten Verspätung) auch endlich da. Es ist echt cool, eine zweite EFD Freiwillige im Projekt zu haben und wenigstens kann ich ihr mit Dingen wie dem Bankkonto oder einfach alltäglichen Ratschlägen ein bisschen unter die Arme greifen.
Gleichzeitig haben wir jedoch auch zwei Kollegen aus dem Team verabschiedet, besonders Sians Abschied war irgendwie sehr emotional. Sie hat total unerwartet das Angebot bekommen, für Naomi Long, Westminster Kandidatin für East Belfast für die Alliance Party, zu arbeiten und das in den letzten sechs Monaten vor der Wahl. Das ist einfach eine einmalige Chance, aber sie wird auf jeden Fall fehlen. Neue Mitarbeiter werden vorerst jedoch nicht eingestellt, denn wie jede Organisation im Community Sector hat auch Public Achievement momentan um Fördermittel zu kämpfen. In allen Bereichen werden momentan Zuschüsse gekürzt und viele Organisationen werden das wohl leider finanziell nicht überstehen. Donnerstag haben wir außerdem mit der WIMPS Central Crew ein kleines Video zum "International Transgender Memorial Day" gedreht, dazu gab es nämlich eine kleine Gedenkveranstaltung (am Transgender Memorial Day wird dem Mord und der Verfolgung  Transsexueller gedacht) an der Waterfront und wir haben ein paar Anwesende interviewed.

Das Wochenende war dann dementsprechend gut gefüllt - Freitag ging's wieder in den Pub "Filthy Mc Nasty's", wo wir auf eine Gruppe Erasmusstudenten aus Dublin getroffen sind, mit denen wir uns echt gut verstanden haben, es ist so einfach, hier neue Leute kennenzulernen.
Samstag wollten wir dann zusammen mit Franziska, einer anderen EFD Freiwilligen, ans Meer fahren und vom Küstenort Holywood am Strand nach Bangor laufen - uns wurde nämlich gesagt, dass das nur 30min. dauert. Von wegen! Nach ca. 1,5h (in denen wir immerhin schöne Muscheln gefunden haben und eine tolle Aussicht hatten) waren wir laut Handyortung gerade mal auf der Hälfte der Strecke und dunkel wurde es langsam auch. Uns kam dann ein Pärchen mit Hund entgegen und als wir sie fragten, wie lang es noch bis nach Bangor sei, meinten sie, dass es sicher noch eine Stunde dauern würde und es dunkel wäre, wenn wir da wären. Sie boten uns dann jedoch direkt an, uns mit dem Auto nach Bangor mitzunehmen, weil sie da eh hinmüssten. Diese freundliche Spontanität ist für mich irgendwie so typisch nordirisch und so saßen wir schließlich auf der Rückbank und waren binnen 15 Minuten in Bangor, wo überraschenderweise wahnsinnig viele Menschen auf der Straße waren. Wir fragten dann eine Frau, was denn der Grund dafür wäre und sie erklärte uns, dass heute die Christmaslights angeschaltet würden und es ein Feuerwerk gäbe. Irgendwie ist das hier immer ein mega Event, wenn der Weihnachtsmarkt und die ganzen Lichter in der Stadt eröffent werden, das Wochenende zuvor gab es in Belfast verschiedene Musikacts und riesige Menschenmassen zu diesem Anlass.
Das Feuerwerk wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen, also suchten wir uns einen guten Platz und schauten uns das Spektakel an, bevor es wieder zurück nach Belfast ging.










Abends waren wir dann noch im Lavery's und am Sonntag im "Bean Bag Cinema". Dieses Kino besteht aus einem Raum hinter einer Kunstgallerie mit jeder Menge Sitzsäcken und Projektor und im Rahmen der Homeless Awareness Week und des Belfast Film Festivals sollten dort zwei Filme gezeigt werden, einer davon wurde von unserem Kollegen Michael gedreht. Aus technischen Gründen konnte dieser jedoch nicht gezeigt werden, was natürlich schade war, der andere Film - eine Dokumentation über Obdachlose, die in den Ubahnschächten in New York leben - war jedoch auch sehr, sehr interessant!

Montag war ich dann bei einem Training der Organisation NIMFA (Northern Ireland Muslim Family Association) zum Thema Islam und dem Unterschied zwischen der Religion und den verschiedenen kulturellen Gewohnheiten in verschiedenen muslimisch geprägten Ländern. Wir waren im Prinzip einer 'Testgruppe' und sollten Verbesserungsvorschläge machen, damit das Training auch für Gruppen, die sich bisher noch nicht wirklich (vorurteilsfrei) mit dem Thema beschäftigt haben, gut verständlich ist.
Dienstag war ich dann mit Jennifer und Irina zusammen in Stormont in einem Seminar, in dem im Prinzip das politische System bzw. die einzelnen Arbeitsbereiche erklärt werden. Das war diesmal viel einfacher zu verstehen und echt interessant, das Wahlverfahren ist aber irgendwie mega kompliziert! Leider kann ich das Video, was uns dazu gezeigt wurde, momentan nicht finden, aber falls ich es doch noch auftreiben kann, werde ich es hier posten.
Mit meiner Mädelsgruppe in West Belfast hatten wir Dienstag außerdem ein Theater Training und ich war wirklich positiv überrascht, wie selbstbewusst sie sind! Nächste Woche wollen wir dann ihren Film planen und ich bin sehr auf ihre Ideen gespannt, sie sind auf jeden Fall eifrig bei der Sache dabei.

Jennifer, Irina und ich haben nun auch den Adventskalender fürs Büro gebastelt und außerdem gab ein Meeting zum Thema Spenden sammeln, denn Spenden sind immer eine wertvolle Geldquelle für eine Organisation, da sie (anders als Fördermittel) nicht zweckgebunden sind und wirklich eingesetzt werden können, wo sie gerade am dringendsten gebraucht werden. Es gab auch schon ein paar echt coole Ideen und falls wir die so umsetzen können, werde ich darüber hier natürlich auch berichten. Irina und ich dürfen außerdem ein Newsletter gestalten, was an Spender geschickt werden soll, um sie über unsere Arbeit auf dem Laufenden zu halten.

Donnerstag und Freitag war ich dann zusammen mit Rory bei einer Konferenz in Derry zum Thema "Leadershop through Intercultural Dialogue: Using international practice to build peace in Northern Ireland"
Es war echt unglaublich interessant und ein gutes Training zum Networking, denn es waren Leute aus verschiedenen Ländern und vielen verschiedenen Organisationen vertreten. Im Prinzip haben wir darüber gesprochen, welche Auswirkungen Interkultureller Austausch, Migration, kulturelle Vielfalt etc. auf eine Gesellschaft haben und speziell auf Nordirland bezogen, ob es zur Friedensbildung beitragen kann, wenn mehr junge Menschen von hier in andere Länder reisen bzw. mehr Menschen aus anderen Ländern herkommen. Wir haben uns jedoch auch auf Probleme konzentriert, die es für die Umsetzung von mehr kulturellem Austausch momentan gibt und wie man diese vielleicht lösen kann.
Außerdem gab es zwei Gastredner, einmal Rukiya Khatun, die für die Tutu Foundation arbeitet und hauptsächlich die Arbeit dieser Organisation aber auch das Wirken des Erzbischofs Tutu vorgestellt hat. Die Stiftung wurde gegründet, um die Arbeit des Friedensnobelpreisträgers (den Preis hat er 1984 für sein Engagement gegen die Apartheid in Südafrika erhalten) Desmond Tutu aus Südafrika und seiner Frau Leah Tutu im Vereinigten Königreich fortzuführen.
Der zweite Gastredner war Duncan Morrow, der an der University of Ulster im Bereich "Community Engagement" lehrt. In seinem Vortrag "Northern Ireland...Eternally at the periphery?" ging es um den Nordirlandkonflikt und warum er noch immer so sehr in die Gesellschaft hier verwurzelt ist. Auch das war sehr interessant und hat mir auf jeden Fall beim Verständnis zu dem Thema geholfen. Am Abend gab es außerdem ein Quiz und Livemusik, die Zeit konnte man aber auch gut zum Austausch mit den anderen Teilnehmern nutzen. Ich hätte gar nicht erwartet, dass ich durch meine EFD/Jugendaustauscherfahrung und den Fakt, dass ich nicht aus Nordirland komme, so viel zum Thema und zur Konferenz beitragen kann.

Freitagabend war ich dann noch eine Stunde auf dem Weihnachtsmarkt, um dort beim sogenannten "Giving Tree" Public Achievement zu promoten. Es geht dabei nicht um Geldspenden, sondern "Spenden" im Sinne von Zeit oder Talent. Leute konnte sich also bereiterklären, uns beim Fundraising zu helfen, uns auf Social Media Platformen wie Facebook oder Twitter zu folgen, oder ihre Talente  anzubieten - so hat eine Frau beispielsweise angeboten, einen Kreatives Schreiben Workshop durchzuführen und ein Politiklehrer möchte einen Politikworkshop vorbereiten. Ich finde die Idee auf jeden Fall echt gut, da man eben nicht einfach nur die Spendendose aufhält, gleichzeitig haben wir jedoch auch gemerkt, dass viele Leute uns lieber Geld geben wollten, weil das einfacher ist, als sich Gedanken zu machen, was man sonst noch beitragen könnte. Geldspenden durften wir aber nicht annehmen.
Nach dem Giving Tree Event hat Micky, einer der anderen Coaches, Irina und mir noch vorgeschlagen, was Trinken zu gehen. Bei einem Pint im berühmten John Hewitt blieb es am Ende jedoch nicht, denn Micky hat uns den Gay Club "Kremlin" gezeigt. Es war echt super lustig, vor allem weil dieser Gay Club eine Lenin Statur über dem Eingang besitzt, was besonders Irina (hinsichtlich der homophoben Propaganda in Russland) in Kombination mit dem Namen Kremlin echt lustig fand.

Heute war ich dann mit Franziska noch bei einem kleinen Kunstmarkt in Crescent Arts Centre, der dem aus Belfast stammendem Autor der Narnia Bücher, C. S. Lewis, gewidment war. Außerdem haben wir den Nachmittag zusammen mit Eva und Patrick damit verbracht, 5 Stunden lang zig verschiedene Bleche Weihnachtsplätzchen und Lebkuchen zu backen und zu verzieren. Die werde ich dann morgen gleich mal mit ins Büro mitbringen, denn ich bin sowieso mit Bake Off dran. Außerdem habe ich auch zwei Sorten glutenfreie Plätzchen gebacken, weil mein Chef ja kein Gluten essen darf. Hoffentlich schmecken sie ihm, ich habe glaube ich  noch nie so viel auf Sauberkeit geachtet, wie bei diesen Plätzchen, denn es darf ja wirklich gar nichts mit Gluten verunreinigt sein, ich habe also ständig Schüsseln und Küchengeräte abgewaschen, hoffentlich war es das also wert.
Irina und später auch Rory waren ziemlich beeindruckt von dieser deutschen Tradition der Weihnachtsplätzchen, sie beide meinten, dass sie wohl noch nie so viele Kekse auf einmal gesehen hätten.

Mittwoch, 12. November 2014

#14

Wie versprochen kommt nun auch noch ein ausführlicherer Beitrag!

Letzte Woche durfte ich bei zwei Veranstaltungen dabei sein - Montag beim "Celebrating the Work with Young Women" Event von der Organisation "Youth Action". Im Prinzip wurden Projekte aus den letzten 35 Jahren vorgestellt, die zur Gleichberechtigung von Frauen und Männern beigetragen haben, was sehr interessant war. Mittwoch war ich dann beim "Festival of Social Sciences" in der University of Ulster, wo verschiedene Projekte vorgestellt wurden, die sich mit dem Thema "Youth Participation in Northern Ireland" beschäftigen. Ich war außerdem auch bei der Flüchtlingsorganisation "NICRAS", um über die jährliche Refugee Week (Flüchtlingswoche) zu sprechen, da ich gerne bei der Organisation der einzelnen Veranstaltungen helfen würde.

Es stand auch wieder ein Coach Training an, was wieder viel Spaß gemacht hat und am Freitag sind wir gleich nach dem Training in die Sunflower Bar, zum sogenannten "Three For Three" Event. Es war die erste Veranstaltung dieser Art und soll jetzt einmal im Monat fortgesetzt werden - für 3 Pfund treten 3 verschiedene lokale Musikacts auf. Die Atmosphäre war wahnsinnig toll, der Pub ist echt gemütlich und wenn man dann noch so tolle Konzerte sehen kann, ist der Abend echt perfekt!

Am Freitag organisiert Public Achievement außerdem das erste "Rock The Vote" Event. Das Prinzip dazu stammt aus den USA, dort wie hier muss man sich für die Wahl zuerst registrieren lassen. Um das zu unterstützen und die Leute zu animieren, sich registrieren zu lassen und wählen zu gehen, wird bei Rock The Vote Musik mit Politik verknüpft. Lokale Acts sollen auf der Bühne auftreten und Politiker sollen bei der Veranstaltung dabei sein, müssen jedoch keine Reden o.ä. halten. Außerdem besteht die Möglichkeit, sich direkt bei der Veranstaltung fürs Wählen zu registrieren. Am Freitag findet das Ganze im Titanic Quarter im T13, in einer alten Schiffsbauhalle, statt, mal sehen, welche Politiker so auftauchen. Gestern habe ich nochmal alle nordirischen Abgeordneten des House of Commons (denn 2015 wird das House of Commons neu gewählt) angerufen, bin jedoch meistens nur zu Anrufbeantwortern oder Sekretärinnen vorgedrungen. Natürlich wird immer versprochen, sich zurückzumelden, aber das glaube ich erst so richtig, wenn es auch passiert.

Mit meiner Gruppe in West Belfast geht's auf voran, auch wenn die teilweise echt verrückt sein können - sie ändern sich ungefähr jede Woche - teilweise sind sie die besten Feundinnen und eine Woche später ist irgendetwas vorgefallen und auf einmal bilden sich neue Grüppchen, aber so ist das eben, schließlich haben sie ja auch außerhalb der Gruppe viel miteinander zu tun, da geht das Gezicke dann schon einmal los. ;-)

Am 11.11. wird in Deutschland zwar die Faschingssaison eingeleitet, hier hingegen wird den Opfern des 1. Weltkrieges bzw. gefallenen Soldaten im Allgemeinen im Rahmen des Rememberance Days gedacht. Seit Tagen laufen hier schon viele Leute mit roten Mohnblumen Ansteckern, den sogenannten "Poppys" herum, beim BBC muss das auch jeder tragen. Daraus können sich dann auch wieder Debatten entwicklen, denn die rote Poppy wird in den meisten Fällen von Protestants getragen. Catholics gedenken den gefallenen Soldaten zwar auch, denn auch ihre Urgroßväter mussten in den Krieg ziehen, jedoch haben die Familien der gefallenen Catholics keinerlei Alimente vom Staat bekommen, im Gegensatz zu den Protestants. Es gibt jedoch auch Menschen, die hier eine weiße Mohnblume tragen, die White Poppy. Diese finde ich persönlich auch besser, denn sie steht generell für Frieden und gegen Kriege und die Glorifizierung dieser.

Montag, 10. November 2014

#13 - VIDEOS

Spätestens Mittwoch (denn da habe ich diese Woche frei) nehme ich mir Zeit für einen ausführlicheren Beitrag (versprochen!), aber heute kommen nur einmal ein paar Videos, die ich euch gern zeigen wollte.

Growing up after the Troubles:
 http://wimps.tv/stories/growing-up-after-the-troubles

Sehr interessanted Video, in dem zwei Mitglieder von unseren WIMPS Crews über ihre Sicht der Post Conflict Situation in Belfast sprechen. Robert kommt aus West Belfast und hat einen Catholic-Nationalist Hintergrund, während Karl in East Belfast, einer Protestant-Loyalist Gegend, aufgewachsen ist. Falls bestimmte Wörter schlecht zu verstehen sind (ich habe mich mittlerweile an den Belfast Accent gewöhnt, also kann ich das nicht mehr so gut einschätzen), könnt ihr gern nachfragen (z.B. in den Kommentaren) und ich schreibs euch nochmal auf oder übersetze! (Auch wenn ich bei Karl echt zu tun hab, alles zu verstehen)


Irish Language:
http://wimps.tv/stories/oisin-responds-to-gregory

Das ist das bis jetzt unser meist geschautes Video - und es hat einen bestimmten Hintergrund.
Letzte Woche hat sich Gregory Campbell, Abgeordneter in Stormont und im House of Commons in London, in einer Diskussion über Minderheitensprachen auf nicht gerade taktvolle oder produktive Art und Weise geäußert. Statt dem Satz "go raibh maith agat Ceann Comhairle" (irisch für Thank you Mr Speaker) sagte er "Curry my yoghurt coca coalyer" und machte sich damit über die irische Sprache lustig. (Er hätte im Übrigen diesen Satz überhaupt nicht sagen müssen oder eben auf Englisch, in jedem Fall war dieser Kommentar irgendwie unnötig.)
Ihm wurde deswegen ein Tag Redeverbot im Parlament erteilt und es entbrannte eine große Diskussion. Für manch einen mag dies vielleicht übertrieben klingen, aber meiner Meinung nach sind es genau diese Sachen, die immer wieder Öl ins Feuer gießen. Warum muss ein Politiker das sagen, ohne jeglichen Nutzen? Warum sollte es legitim sein, auf diese Art und Weise über die irische Sprach - eine Minderheitensprache - zu sprechen, wenn es (zum Glück!) nicht legitim ist, sich über Chinesisch, Polnisch oder andere Sprachen, die hier viel vertreten sind, lustig zu machen? Warum denkt Mr Campbell, dass nur Irish Republicans diese Sprache sprechen und macht sie zu einer politischen Sprache?
Wie auch immer - Oisín's erste Sprache ist Irisch, er ist 12 Jahre alt und hat bereits seine GSCE Prüfung (Prüfung, die man hier in der 10. Klasse ablegt) in Irisch bestanden - mit dem landesweit drittbesten Ergebnis! Meiner Meinung nach ist er reifer als manche Politiker hier, die es immer wieder mit stichelnden Kommentaren Grundsatzdiskussionen auslösen.
Der Erfolg dieses Videos hat 'ne ganz schöne Aufregung ausgelöst, denn auf Twitter wurde es von Politikern, Zeitungen und Fernsehsendern gesehen und verbreitet, das hätte niemand gedacht!


Belfast - Berlin:
http://wimps.tv/stories/the-berlin-wall

Und hier gibt es nun passend zum 9. November noch einen Artikel über die Berliner Mauer, den ich geschrieben hab. Am Freitag haben wir dazu außerdem noch ein kleines Video gedreht, in dem ich auch Bezug auf die Peace Walls in Belfast nehme. Das Filmen hat schon Spaß gemacht, nur irgendwie ist es auch komisch, irgendwo rumzulaufen und dabei gefilmt zu werden und meine eigene Stimme höre ich eh nicht gerne. Aber was solls, wer möchte, kann es sich gern ansehen!



Sonntag, 26. Oktober 2014

#12 - ON ARRIVAL TRAINING

So, hier kommen nun auch die Infos über mein On Arrival Training und alles, was ich in der letzten Woche sonst noch so erlebt habe.

Vom 16.10.-19.10. ging es also mit 14 anderen EFD Freiwilligen aus Belfast nach Bushmills, an die Nordküste Nordirlands. Das war eine ziemlich internationale Angelegenheit, denn neben Deutschland waren auch Russland, Armenien, Rumänien, Italien, Spanien, Österreich, Portugal, Frankreich und sogar Argentinen vertreten. Das On Arrival Training ist ein fester Bestandteil des Europäischen Freiwilligendienstes und dient dazu, die Freiwilligen im jeweiligen Land zusammenzubringen und sie über Rechte und Pflichten, Bürokratie, Kultur, Politik und Geschichte des Landes aufzuklären. Außerdem wird darüber gesprochen, welche Probleme auftreten könnten und wie man diese lösen kann und welche Ziele wir für unser Jahr haben. Wir haben unsere Projekte und unsere Heimatstädte vorgestellt, was sehr interessant war, am letzten Tag sollte außerdem jeder einen Brief an sich selbst schreiben - wie wir uns gerade fühlen, welche Pläne und Ängste wir haben und welche Komplimente wir uns gerade selbst machen würden. Diese Briefe öffnen wir dann bei unserem Mid Term Training wieder, ich bin sehr gespannt, wie das sein wird!

Am ersten Tag sind wir alle zusammen in einen Pub gegangen und haben bei einem Pub Quiz mitgemacht - meine Gruppe hat sogar gewonnen, was ziemlich cool war! Außerdem konnten wir die lokale Küche ein bisschen näher kennenlernen - es gab Fish&Chips, wir haben Irish Stew (eine Art Eintopf mit Kartoffeln, Möhren und Rindfleisch) zusammen gekocht und es gab Apfelkuchen. Mein Chips (hier sind das ja Crisps) konsum ist außerdem ins Unermessliche gestiegen, so ist das hier eben. Wir hatten auch die Aufgabe, an einem Abend alle zusammen für die ganze Gruppe zu kochen, was ziemlich viel Spaß gemacht hat! Es gab Nudel-Gemüse Gratin und Brokkoli-Tomaten Salat (ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass dieser Salat so gut schmecken kann!) und allen hat es super geschemckt.

Eine Tea Party wurde auch organisiert, es gab Potato und Soda Bread, typische Süßigkeiten, Crisps, eine Art Marshmallowküchlein und etwas, das unserem Weihnachtsstollen sehr ähnlich war. Außerdem hat jeder ein kleines Geschenk bekommen, dass einer bestimmten Kategorie zugeordnet war (Musik, Industrie, Literatur, Politik, Sport und Landschaft) und so wurde uns ganz nebenbei zu all diesen Sachen viel Wissenswertes erzählt.
Über die Politik in Nordirland erfahre ich ja schon auf Arbeit ziemlich viel, trotzdem wusste ich nicht, dass es beispielsweise jeden Samstag eine Demonstration für den Union Jack vor der City Hall gibt (2012 wurde entschieden, dass die Flagge nur noch an bestimmten Tagen im Jahr auf der City Hall zu sehen sein soll, was viele Proteste ausgelöst hat) und jede einzelne Nacht des Jahres, überzeugte Loyalists (pro britisch) auf der Crumlin Road eine Demonstrationsparade abhalten. Nordirland hat außerdem eine große Musikszene, bekanntere Bands sind z.B. Two Door Cinema Club, Snow Patrol oder auch And So I Watch You From Afar. Wir haben uns auch ein Video eines Rappers aus Belfast angesehen: https://www.youtube.com/watch?v=MVC9iRRF05M  Es ist schon ziemlich aggressiv, aber es spiegelt die Stimmung im Konflikt ganz gut wieder, glaube ich.
Außerdem wurde der Autor von Narnia, C.S. Lewis, in Belfast geboren und Game of Thrones wird in Belfast und Nordirland gedreht, man kann sogar Touren zu den einzelnen Drehorten buchen.

Ein berühmtes Symbol auf der nordirischen Flagge ist außerdem die "Red Hand of Ulster" und die Geschichte/Sage dahinter möchte ich ganz kurz erzählen, da ich die ganz interessant fand.
Und zwar gab es einmal keinen rechtmäßigen Herrscher über das Königreich Ulster (Provinz im heutigen Nordirland und einem Teil Irlands) und so kam es zu einem Wettkampf zwischen einem Mitglied der Familie O'Neill und der Familie O'Donnell. Die Aufgabe war ein Wettrennen und wessen Hand zuerst den Boden von Ulster berührt, ist der Gewinner und Herrscher über Ulster. Der Vertreter der O'Donnell Familie hatte dabei zuerst einen großen Vorsprung und war kaum noch einzuholen, also entschied der Vertreter der O'Neill Familie, sich eine seiner Hände abzuschneiden und sie so weit zu werfen, dass sie als erste den Boden von Ulster berühren würde. Dieser Plan ging tatsächlich auf und so war er der Gewinner des Wettkampfes und die blutige Hand (Red Hand of Ulster) das neue Symbol von Ulster.

Außerdem haben wir die Bushmills Destillery besucht und eine Führung mit anschließender Whiskeyverkostung (jeder durfte sich eine Sorte aussuchen) mitgemacht und auch den Giant's Causeway durfte ich noch einmal sehen. Diesmal war es unglaublich windig, deshalb durfte man nicht auf alle Steine klettern, denn manchmal wurde man wortwörtlich schlichtweg "weggeblasen", was ziemlich gefährlich werden kann, insbesondere wenn die Steine auch noch rutschig vom Wasser sind.








Da ich wegen dem Training über das Wochenende keine "Freizeit" hatte, durfte ich sogar zwei Tage frei nehmen, dadurch hatte ich wenigstens endlich Zeit, mich bei einem Arzt registrieren zu lassen. Meine EFD Versicherung brauch ich überhaupt nicht, da jeder EU Bürger hier kostenlos behandelt wird, was ziemlich praktisch ist. Außerdem haben Patrick und ich Flammkuchen gemacht und ich konnte ein paar Dinge einkaufen. Zusammen mit Jennifer (Praktikantin auf Arbeit, sie kommt aus Spanien) war ich Mittwoch außerdem bei einem Konzert vom Belfast Festival at Queens, wofür ich Karten gewonnen hatte. Das Ganze fand in einer alten Presbyterianischen Kirche statt und alles war super gemütlich dekoriert, mit Sesseln für einen Teil der Zuschauer und Vintage Stehlampen auf der Bühne. Zwei Künstler sind aufgetreteten - ein Singer Songwriter (Gareth Davies Jones) und ein Blues Musiker ( Harry Manx), beide waren wirklich ziemlich gut! Mit Jennifer war ich Freitag auch wieder in Stormont, bei einem Seminar über die Arbeit der Ausschüsse und einer anschließenden Fürung. Es war sehr interessant, aber manchmal dann doch schwer zu verstehen, weil die Vokabeln einfach sehr spezifisch sind.

Außerdem war ich Freitag und Samstag beim Coach Training meiner Organisation. Ich arbeite zwar bereits mit Gruppen, aber trotzdem gibt es noch einiges zu lernen und es war echt hilfreich, würde ich sagen. Außerdem sind die neuen Ehrenamtlichen alle sehr nett, ich freue mich also schon auf das nächste Training in zwei Wochen.

Gestern Abend haben wir dann noch Kürbisse geschnitzt, nur auf die Kürbissuppe muss ich noch bis heut Abend warten, denn gestern hatten wir einfach keinen Hunger mehr. Dafür sind unsere Halloweenkürbisse super schön geworden, finde ich zumindest. Wie wir Halloween verbringen, wissen wir noch nicht so ganz. Derry wäre schon ziemlich gut, nur gibt es keine Unterkünfte mehr, deswegen überlegen wir, ob wir einfach nach dem Feiern wieder nach Belfast fahren. Schauen wir mal.



Dienstag, 21. Oktober 2014

#11

Je länger ich hier bin, desto beschäftigter und abgelenkter bin ich und so bleibt kaum Zeit zum bloggen - sorry dafür!
Die letzten Wochen waren wieder sehr spannend, die Arbeit mit den Gruppen macht viel Spaß und ich komme auch wieder viel rum. Im Moment gibt es eine große Kampagne für das Wahlrecht ab 16, denn beim schottischen Referendum durften auch 16- und 17-jährige mitentscheiden und in dieser Altersgruppe gab es eine Beteiligung von über 80%, was beweist, dass man in diesem Alter eben nicht grundsätzlich politisch desinteressiert sein muss, oft macht eben nur das Thema der Wahl einen erheblichen Unterschied. Zu diesem Zweck waren wir wieder in Stormont, dem nordirischen Parlament, um Abgeordnete und Minister zu ihrer Meinung zu diesem Thema zu befragen. Die endgültige Entscheidung über das Wahlalter liegt jedoch beim Parlament in London. Es war sehr interessant, auch wenn leider kein einziger Abgeordneter der DUP (Democratic Ulster Party), UUP (Ulster Unionist Party) oder DUV (Traditional Unionist Voic) kam, um uns zu erklären, warum sie gegen das Wahlrecht ab 16 sind. (diese Parteien sind gegen das WAhlrecht ab 16) Das Ergebnis könnt ihr hier sehen.
Zum Theme Vote at 16 war übrigens auch das BBC in unserem Büro und hat Jugendliche aus unseren Gruppen zu ihrer Meinung befragt, am nächsten Tag gab es dann einen Beitrag im nordirischen BBC zu sehen, den man auch hier noch einmal ansehen kann.
Passend zum World Animal Day wurde außerdem ein Artikel von mir auf der WIMPS Website veröffentlich, den ihr hier lesen könnt.

So, jetzt aber mal Schluss mit den ganzen Links! Ich war bis jetzt bereits einmal beim Irish Language Kurs und es war super interessant, aber diese Sprache ist echt kompliziert und hat für mich sehr wenig mit Englisch gemeinsam. Der Kurs findet immer freitags statt, die letzten Wochen war ich da aber leider immer beschäftigt, hoffentlich komm ich dann noch hinterher.

Mene Kollegin Bronagh hat mich nach der letzten Volunteer Fair mit ihrem Auto mal in ein paar Interface Areas gefahren und mir ein wenig darüber erzählt. Interface Areas sind die Gegenden in Belfast, in denen protestantische und katholische bzw. loyalist und nationalist areas aufeinandertreffen. Eine der berühmtesten ist wohl die Falls-Shankhill Area in West Belfast mit einer riesigen Mauer. Von diesen sogenannten "Peace Walls" habe ich zwar schon vorher gelesen, aber irgendwie ist es doch etwas anderes, wenn man dann direkt vorbei fährt. Die Zäune sind oft unglaublich hoch, um zu verhindern, dass beispielsweise Backsteine oder Molotov Cocktails auf die andere Seite geworfen werden. Viele dieser "Peace Walls" wurden auch tatsächlich erst nach dem Good Friday Agreement 1998, also mit Beginn des Friedensprozesses, gebaut, denn egal wie gruselig sie manchmal aussehen mögen, für die Menschen, die in diesen Gegenden leben, bedeuten sie Sicherheit. Viele Menschen sind dort während des Konfliktes aufgewachsen und haben die andere "community" eben als Feind kennengelernt - ihnen wurde eingetrichtert, nicht in bestimmte Gegenden zu gehen, weil sie von dort womöglich nicht oder verletzt zurückkehren würden und das wird teilweise auch heute noch von Eltern an ihre Kinder weitergegeben. Viele Jugendliche bleiben einfach in ihren Stadtteilen und oftmals entweder ein Leben lang oder sie ziehen für immer weg, sobald sie auf eigenen Beinen stehen können. Deswegen ist es für sie dann auch spannend, wenn sie erfahren, dass ich aus Deutschland komme, denn meistens treffen sie nur Menschen aus "ihrem" Viertel. Interface Areas sind oft auch Stadtteile mit viel Armut und niedrigem Bildungsniveau, wer es sich leisten kann, zieht in andere Gegenden. In manchen Bereichen der Shankhill Road ist es normal, wenn Kinder mit ca. 12 Jahren nicht mehr (regelmäßig) zur Schule gehen, deswegen ist es beinahe ein Wunder, dass die Jungs aus unserer Shankhill Jugendgruppe, ihre GSCEs (10. Klasse Abschluss) ablegen oder teilweise die A Levels (Abitur) beginnen. Sie wollen übrigens eine Dokumentation darüber drehen, wie es ist, an der Shankhill Road aufzuwachsen.

Das sind ein paar Fotos von der Peace Wall:

  


Zum Irish Dancing haben wir es die letzten Wochenenden nicht geschafft, dafür waren wir aber wieder auf dem St. George's Market, haben Pflaumenknödel gemacht oder eben einfach abends die Pubs erkundet. Mit Rory hab ich außerdem zusammen Gitarre gespielt, da hat es sich doch wenigstens gelohnt, sie mit herzubringen. Es ist echt schön, wenn sich mit den Leuten hier so ein Gemeinschaftsgefühl entwickelt.

Außerdem hatte ich auch meine ersten beiden Urlaubstage und gleichzeitig meine ersten Urlaubstage überhaupt! Irgendwie genießt man die ja schon mehr als Ferien, wenn man weiß, dass man eben eine begrenzte Anzahl an freien Tagen hat. Es ist auch ziemlich cool, für etwas, das einem Spaß macht, Geld zu bekommen, auch wenn ich ja kein richtiges Gehalt in dem Sinne bekomme. Die Urlaubstage habe ich natürlich gut genutzt, mein Freund war zu Besuch und gemeinsam haben wir z.B. eine dieser typischen Hop on - Hop off Touren gemacht. Das war ziemlich abenteuerlich, denn man ist mit diesem Open Air Doppeldecker Bus auch mal eben über die Bundsstraßen gefahren. Neben Stormont, haben wir auch das Titanic Quarter, Falls/Shankhill und die Innenstadt gesehen und es gab immer noch genug Sachen, die neu für mich waren. Besonders die Murals finde ich immer wieder interessant, sie sind so aussagekräftig und beeindruckend! Ich muss aber sagen, dass ich die in den katholischen Gegenden meist schöner finde - sie behandeln eher internationale Freiheitskämpfer oder Menschenrecht, während die protestantischen Murals oft Soldaten und Kriegsthemen zeigen, die Royals sieht man aber auch ab und an.












Da das Wetter super gut war, sind wir außerdem auf den Cave Hill geklettert. Von dort hat man eine super Aussicht über Belfast und Belfast Lough. Egal wie anstrengend der Aufstieg sein mag, diese Aussicht entschädigt für alles!






Am Sonntag waren wir dann wieder beim St. George's Market und am Montag gab es ein absolutes Highlight - eine Tour zum Giant's Causeway! Vorbei am Carrickfergus Castle, Carrick a Reed Rope Bridge, Dunluce Castle und der Bushmills Whiskey Destillery. Glück mit dem Wetter hatten wir auch noch und so konnten wir Nordirland von seiner schönsten Seite bewundern.












Von Donnerstag bis Sonntag hatte ich außerdem endlich mein On Arrival Training, da es jetzt aber schon echt spät ist, pack ich alle Infos darüber einfach in einen seperaten Post. So bleibt wenigstens die Spannung gewahrt. ;-)