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Sonntag, 7. Juni 2015

#26

Ich glaube, ich schulde euch einen Bericht...nicht nur einen!

In den letzten paar Wochen ist wieder allerhand passiert, ich hatte Besuch von meinen Eltern (und es war auf jeden Fall cool, ihnen mein zweites zu Hause hier einmal zu zeigen, auch wenn das Wetter nur bedingt mitgespielt hat), das Vereinigte Königreich hat gewählt (und mich mit dem Ergebnis ziemlich enttäuscht, um ehrlich zu sein :D) und in Irland gab es das Equal Marriage Referendum (das konnte man in den deutschen Medien ja auch verfolgen) über dessen Ergebnis ich mich sehr gefreut hab. Im Zuge dessen waren wir auch in nem Jugendzentrum in nem Vorort von Dublin (Ballymun), wo Jugendliche das erste Rock The Vote Event in Irland organisiert haben und sich für Equal Marriage ausgesprochen haben.








Irina und ich waren im Mai außerdem bei einer Art Theateraufführung im MAC Belfast (Metropolitan Arts Centre), die Tickets hatten wir kostenlos bekommen, weil wir einen Artikel darüber geschrieben haben.



Die Aufführung wurde von einer Londoner Theatergruppe durchgeführt und hieß "Early Days (of a better nation)". Das Konzept bestand darin, dass sich der Zuschauer selbst einbringt und Teil der Geschichte wird. Long Story short: Europa im Jahr 2035. Ein Bürgerkrieg ist vorbei und das imaginäre Öand "Dacia"liegt im Chaos. Eine augewählte Gruppe von Menschen soll dabei helfen, das Land wieder aufzubauen und in einer neue, bessere und friedliche Zukunft zu führen.
Anfangs wurden wir zufällig in drei Gruppen eingeteilt (ich war Teil der "Islands") und dann in verschiedene Räume gebracht, wo wir von den Schauspielern ins Thema eingeführt wurden. Von Beginn an hatten wir die Möglichkeit, uns selbst Wendungen auszudenken und Geschichten zu erzählen, alles als Teil der Gesamtgeschichte. Natürlich mussten wir den Schauspielern vertrauen, denn wir selbst hatten kaum Informationen. Als die Gruppe, die aus dem Inselgebiet des Landes stammt, wurde uns erzählt, dass wir die friedvollen, fortschrittlichen und unabhängigen Menschen des Landes sind, die neue Konzepte auf den Inseln ausprobiert. Es gibt kaum Hunger und wenig Zerstörung, die öffentliche Ordnung (Polizei) funktioniert aber nicht mehr so gut. Gleichzeitig sind die anderen Regionen nicht gut auf uns zu sprechen, weil wir deren Flüchtlinge nicht aufnehmen wollten und diese im Meer ertranken. (na, kommt euch das bekannt vor?)
Wir wurden dann mit den anderen Gruppen zusammengeführt, wo wir zuerst entscheiden sollten, ob wir der "World Council" (UN ähnliches Organ) erlauben, mit militärischen Kräften nach Dacia zu kommen, um innerhalb der nächsten 3-5 Jahre für Ordnung zu sorgen. Wir entschieden uns dagegen, weshalb uns der Strom abgestellt wurde und wir innerhalb von kurzer Zeit alle Entscheidungen treffen mussten. Wir debattierten über ein passendes Abstimmungssystem und wie die vorhandenen Resourcen verteilt werden sollten. Die Schauspieler mischten sich dabei unter die Teams und manipulierten geschickt, außerdem übernahm ein Schauspieler die Berichterstattung an die Weltöffentlichkeit. Man hat sich fast ein wenig wie in einem dieser Sozialexperimente gefühlt, denn die Gruppendynamiken haben sich schnell entwickelt und die Schauspieler hatten einen sehr interessanten Einfluss darauf, die Stimmung zu manipulieren. Es war wirklich eine sehr interessante Angelegenheit, aber es ist gleichzeitig auch sehr schwer zu beschreiben, deswegen hör ich jetzt auf damit und lass noch ein Video da:




Es gab auch gute Neuigkeiten: Public Achievement nach Monate langem Warten endlich das ersehnte Fördergeld bekommen! Das wird aber erst innerhalb der nächsten Wochen vom Minister bei der dazugehörigen Pressekonferenz verkündet, ist also noch "geheim". (da ich hier aber auf Deutsch schreibe, geh ich mal davon aus, dass das in Ordnung ist ;) )
Uns ist aber auf jeden Fall ein riesiger Stein von Herzen gefallen!

Außerdem hatte ich Geburtstag und war u.a. in Castlerock, Derry, Galway, Dublin, Donegal und den Mourne Mountains unterwegs. Die dazugehörigen Posts schreibe ich extra, weil ich euch massenweise Fotos zeigen möchte.

Auch waren wir jede Woche an einer Schule, die am September mit einer anderen Schule zusammengelegt werden soll. Das Schulsozialpädagogenteam dieser Schule hat verschiedene Leute eingeladen, damit diese Workshops mit den Schülern im Year 9 and 10 (zw. 13 und 15 Jahre alt) durchführen, um sie auf den Wechsel vorzubereiten, da in dieser Altersgruppe befürchtet wird, dass manche die Schule abbrechen könnten, wenn sie mit dem Wechsel nicht klarkommen. Dazu muss man wissen, dass Schulidentitäten hier viel stärker ausgeprägt sind, als z.B. in Deutschland. Ich vermute, dass das viel an den Schuluniformen liegt, aber natürlich auch an der Situation in Nordirland, wo sich die Mehrheit der Menschen sehr mit ihrem jeweiligen Stadtteil verbunden fühlt und damit identifiziert. Für den wöchentlichen Workshop (unser Thema war 'Conflict Resolution') wurde uns leider nur 1-1,5h Zeit zur Verfügung gestellt, wodurch natürlich nicht wirklich viel Zeit bleibt, einen großen Effekt zu erreichen. Aber das waren nunmal die Regeln der Schule und ich fand es dennoch sehr interessant, weil man auch einfach einen besseren Einblick in den Schulalltag hier bekommen hat.

Meinen Geburtstag hab ich auch sehr schön verbracht, auch wenn es natürlich merkwürdig ist, diesen weit weg vin Familie und heimischen Freunden zu feiern.
Meine Kollegen haben mich auf jeden Fall ganz lieb im Büro überrascht - es gab Schokokuchen, Erdbeeren, eine Flasche Wein mit persönlichem Etrikett inkl. Gedicht (das ist eine Art Tradition, meine Kollegin Linda macht das immer), eine Survival Box für den Trip nach Donegal (darüber später mehr) und natürlich den obligatorischen Geburtstagshit "Happy Birthday". ;)
Abends bin ich dann noch mit ein paar Freunden und anderen Freiwilligen etwas trinken gegangen und habe dort ganz viel Schokolade und einen Geburtstagskuchen (inkl. Kerzen!) bekommen, es war auf jeden Fall sehr schön!







Nach dem Referendum gab es außerdem auch den Eurovision Songcontest zu feiern! Wir haben Public Viewing im Büro veranstaltet und dabei waren Leute aus Spanien, Italien, Tschechien, Portugal, Deutschland, Russland, Schweden, England und Irland/Nordirland vertreten, wir hatten also einen Eurovision Abend im wahrsten Sinne des Wortes! Emelie (sie kommt aus Schweden und hat letztes Jahr auf meiner Position gearbeitet) war zu Besuch und hatte schwedische Flaggen mitgebracht - und dann hat Schweden sogar gewonnen! Es war auf jeden Fall ein schöner Abend.



Irina und ich waren außerdem bei einem Kunstworkshop vom Friendship Club, der im Crescent Arts Centre stattfand. Dabei konnte man sich mit UV Farbe bemalen und dann Fotos bei Schwarzlicht machen. Das hat ziemlich viel Spaß gemacht und ein paar coole Fotos sind natürlich auch entstanden.






Unsere Kollegin Linda macht außerdem immer bei Gewinnspielen mit und hat uns dann kurzerhand Tickets für ein Jubiläum in einem Kabarettclub gegeben. Wir wussten nicht, was wir erwarten sollten, sind da also noch der Arbeit hin. Dort war einfach jeder total schick gekleidet und es gab Champagner und Häppchen zum Empfang. (Man stelle sich uns in normaler Arbeitsalltagskleidung neben Frauen mittleren Alters in Cocktailkleidern vor) Das Programm war dann ganz unterhaltsam, es bestand aus Swing Gesang, einer Dragqueen und Burlesque und Trapezkünstlerinnen, war also ganz schön anzusehen, auch wenn wir nicht in die Altersklasse gepasst haben.




Mh, was gibt es noch zu erzählen? Unsere 174 Trust Jungsgruppe hat vor ein paar Wochen ihre Trommeln von der Orange Order (Protestanische Bands) mitgebracht. Die haben Ira und ich dann gleich mal ausprobiert, wann hat man denn schonmal die Gelegenheit? Die sind auf jeden Fall sehr schwer, bin also erstaunt, wie lang die damit marschieren können. Ich bin schon sehr gespannt auf den 12. Juli und die Bonfire Night (DAS Ereignis für die Protestants. Wenns soweit ist, beschreib ich das genauer), mir ist beim Gedanken daran zwar gleichzeitig etwas mulmig, aber gut.

 

Ich hoffe, ich habe nichts vergessen. Wie gesagt, die Einträge über die vielen Ausflüge und Reisen kommen hoffentlich alle innerhalb dieser Woche, inklusive jeder Menge Fotos natürlich!

Bis bald!

Cuckoo



Tá Comhionannas - Yes Equality

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