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Donnerstag, 12. März 2015

#20

Ich melde mich aus der Versenkung, ja, mir geht's immer noch super - es ist nur immer so viel los, dass ich irgendwie nicht so richtig zum bloggen kommen.Wo fang ich also an?

Vor ein paar Wochen war ich z.B. bei einem Workshop, wo es darum ging, wie sich unsere Sprache, Aussage und die Art etwas auszudrücken verändert, wenn wir tagtäglich in einer Fremdsprache kommunizieren müssen. Das war ziemlich interessant, denn bisher hatte ich über das Thema noch nie nachgedacht, aber durch die Gespräche mit all den anderen Teilnehmern aus den unterschiedlichsten Ländern, änderte sich das. Und ja, in einer Fremdsprache ist es schwieriger, Witze zu machen oder Humor zu verstehen; seine Gefühle und Gedanken muss man manchmal anders ausdrücken, weil es einfach nicht die gleichen Beschreibungen gibt und selbst Dinge wie Höflichkeit (hier gibt's nicht so große Formalitäten mit Leuten, die man nicht kennt ('Du' und 'Sie' kennt die englische Sprache ja sowieso nicht), egal ob man sich mit Leuten an der Bushaltestelle oder mit Politikern unterhält) oder das Begrüßen und Verabschieden (dauert hier ja immer gefühlte 10 Minuten, inklusive ständigen 'How are you?', auch wenn es den Gegenüber in den seltensten Fällen wirklich interessiert, wie es dir gerade geht, weswegen es meist bei der Antwort 'Good, what about you?' bleibt) laufen in unterschiedlichen Ländern und Sprachen unterschiedlich ab.
Einer der Organisatoren hat mich dann später gefragt, ob ich nicht ein paar Tage später mit zu einem 'Cultural Awareness Workshop' mit einer Jugendgruppe kommen möchte, um zu erzählen, warum ich in Nordirland bin, welchen Eindruck man als Ausländer hier hat und wieso Leute überhaupt nach Nordirland kommen. Das hat auch echt Spaß gemacht, die Gruppe (die aus jungen Männern zw. (geschätzt) 17 und 20 Jahren bestand) schien hauptsächlich echt interessiert zu sein und waren bei einigen Dingen echt überrascht, da sie da noch nie so drüber nachgedacht haben.

Außerdem hatten wir zwei weitere Rock the Vote Gigs, einmal in einer großen Halle (Mandela Hall) vom Studentenwerk und einmal im Parlament im Rahmen des Commonwealth Days. In der Mandela Hall war sogar ein Karikaturist anwesend und ich hab's mir natürlich nicht nehmen lassen und auch mein Fett wegbekommen:

Beim Commonwealth Day gabs dann sogar kleine Köstlichkeiten aus verschiedenen Commonwealth Ländern und das hat alles so wahnsinnig gut geschmeckt! Apropos Essen; sonntags wird jetzt auch immer mit Johnathan aus Malaysia, meinem Mitbewoher Patrick, Irinas Mitbewohnerin Hosna aus Teheran und ihrem Mitbewohner Hendrick aus England gekocht, bei 5 Nationen wird es da also nicht langweilig. Irina und ich haben zwar nicht jede Woche Zeit, mitzumachen, aber an sich macht das schon Spaß - und selbst wenn wir nicht da sind, bekommen wir was ab.;)
Ich war außerdem auch beim The Kooks Konzert in der Mandela Hall zusammen mit einer anderen Freiwilligen und das war echt ziemlich cool! Man muss das schließlich auch ausnutzen, wenn man in einer Hauptstadt lebt, in die es auch mal bekannte Bands verschlägt.

Ich war außerdem auch bei zwei Faschingspartys von anderen Freiwilligen (ich habe mich als Sternenhimmel oder 'Nightsky' verkleidet, das war eine sehr einfache Geschichte, da ich mir einfach um ein schwarzes Kleid eine batterieberiebene Lichterkette gewickelt habe und mir goldenes Glitzerpulver ins Gesicht gestreut hab; alle waren sehr begeistert davon) und unsere Kollegin Linda hat Irina und mir Karten fürs St. Patrick's Day Konzert gegeben, da sie dort selbst nicht hinkonnte. 
Der St. Patrick's Day ist zwar erst am 17.3., aber die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren und der Tag selbst ist hier auch offizieller Feiertag -im Gegensatz zu anderen Regionen im UK.
Jedenfalls fand dieses St. Patrick's Day Konzert bereits am 3. März in der Waterfront Hall statt, es war jedoch nur eine TV Aufzeichnung für das BBC, das Konzert selbst wird also am 17.3. auf BBC2 zu sehen sein, vielleicht kann man das sogar online schauen (falls ja, sag ich euch bescheid, nur falls das jemand sehen will). Irina und ich waren dabei mit die jüngsten Zuschauer, aber es war doch ganz schön. Die Newcomerin SOAK wollten wir sowieso sehen und das Ulster Orchester hat alles mit begleitet, insgesamt war es also ein Mix aus Klassik und traditioneller irischer Musik bis hin zu Jazz und Soul.

Irina und ich haben auch eine Quiznacht für unsere Jugendgruppen organisiert, und zwar am "Pancake Tuesday". Fasching feiert man hier nämlich nicht, dafür werden am Faschingsdienstag traditionell Eierkuchen gegessen, vermutlich wegen der folgenden Fastenzeit.

Außerdem wurde ich von meinem Chef noch zu einem Workshop zum "United Youth" Programm mitgenommen. Das ist ein Förderprogramm des Bildungsministeriums für Projekte, die sich an Jugendliche zw. 16-24 Jahren, die momentan weder zur Schule gehen, noch arbeiten/studieren/eine Ausbildung haben, wenden und ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern sollen. Gleichzeitig sollen auch noch die berühmten 'Community Relations' (Beziehungen zw. Protestants und Catholics, Friedensbildung) verbessert werden. Bei dem Workshop wurde den Organisationen, die dafür in der engeren Auswahl sind, erklärt, wie der Bewerbungsprozess aussehen wird. Alles schön und gut, ich bin auch gespannt, wie die Bewerbung im Endeffekt läuft und habe auch schon gefragt, ob ich beim Förderantrag mithelfen kann, aber die Ironie an der Sache: Das Geld soll es bis Ende März 2016 geben, also ab jetzt 12 Monate. Gleichzeitig ist der Förderantrag aber immer noch nicht fertig zum Ausfüllen, bis die Auswahl also endlich getroffen wird und die jeweiligen Projekte wissen, dass sie das Geld bekommen, dauert es bestimmt noch mind. 2 Monate. Dann bleiben noch 10 Monate Zeit, in der man zuerst eine Gruppe Jugendlicher finden muss, diese dann das Programm mitgestalten sollen und dann hat man vielleicht noch 7 Monate effektiv Zeit, Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen und Community Relations zu stärken, durch ein paar Tage Jugendarbeit pro Woche. Ich persönlich finde ja, dass das ganz schön hohe Erwartungen und Ziele sind und ehrlich gesagt ist das auch einfach das Problem: Fördergeld gibt's hier vielleicht ein oder zwei Jahre, was dazu führt, dass Projekte nie langfristig planen können und somit weit unter ihren Möglichkeiten bleiben.  Außerdem hat das Bildungsministerium hier immer noch nicht darüber entschieden, wieviel Geld "Youth Council" bekommt, jedoch bekommen alle gemeinnützigen Jugendorganisationen einen Großteil ihres Geldes von dort, sodass auch immer noch nicht über die finanzielle Situation in zwei Wochen (ab April) entschieden ist. 
Aber genug davon, Irina und ich haben auch unsere Residential organisiert und wir sind jetzt absolute Experten, was Formulare und Elternbriefe angeht und natürlich fällt es Jugendlichen auch erst ein paar Stunden vor Abfahrt auf, dass ihre Eltern ja noch was unterschreiben müssen, das Formular aber im Englischbuch in der Schule liegt. ;)
Es ist aber alles gut gegangen, zwar konnten am Ende nicht alle mitkommen (krank, wichtiger Wettbewerb, wollen nicht allein kommen, ohne jemanden zu kennen etc.), dafür war es aber ziemlich familiär und den Mädels hat's sehr viel Spaß gemacht. Außerdem gabs da ja noch die Jungsgruppe aus dem anderen Bungalow und auf einmal wollten alle zum Fußballfeld, um zu quatschen, es ist ja schließlich "Cross Community" (die meisten der Mädels kommen aus einer Catholic Gegend, die Jungs sind Protestants) und sie wollen jetzt sogar eine "Cross Community" Gruppe aufbauen, na schauen wir mal. ;)
Wir haben jedoch auch Pancakes gemacht (das erste Mal wieder Nutella seit gefühlten Jahren, die Sucht ist wieder da!), sie haben innerhalb von 4(!) Stunden eine kleine Geschichte entwickelt und einen Film dazu gedreht, ich war echt beeindruckt und wir hatten eine Outdoor Kletteraufgabe - das war echt gruselig, Irina und ich haben uns nur auf den 2. Turm getraut und selbst da haben wir nach 2/3 aufgehört. 
Da ich sämtliche Facebookposts der Mädels verfolgen kann, weiß ich zum Glück, dass es ihnen sehr viel Spaß gemacht hat und ich glaube, dass die mich eh ein wenig freundschaftlich wahrnehmen - da war ein Mädchen dann völlig überrascht, als ich ihr erklärt hab, dass ich ihr keine Zigaretten kaufen kann, auch wenn ihre Mutter ihr das erlaubt. Ich wurde auch schon gefragt, ob ich denn hier bleibe oder nach Deutschland zurückgehe und wann genau und ob wir dann eine Abschiedsparty machen können. Das Residential hat auf jeden Fall geholfen, die alle ein wenig besser kennenzulernen.

Newcastle ist übrigens ein wunderschönes Städtchen am Meer, mit den Mourne Mountains drumherum. Wir haben auch riiiiesige Muscheln am Strand gefunden und leckeres nordirisches Eis gegessen. Ich lade auch gleich ein paar Fotos hoch, denn da bekommt man dann echt den besten Eindruck.

Wieder in Belfast angekommen, waren wir noch mit einer anderen Gruppe bei einer Exkursion zur TSG Station. Die TSG ist eine Sondereinheit der Polizeit zur Terrorbekämpfung, gegen Aufstände, zum Personenschutz wichtiger Persönlichkeiten (Queen etc.) oder um Drogen aufzuspüren. Die Gruppe auf der Exkursion ist an sich nicht super positiv gegenüber der Polizei eingestellt, sie fanden es aber glaube ich trotzdem ganz spannend, die Schusswesten anzuprobieren, zu sehen, welche Waffen in Polizeiautos bereitliegen und in voller Montur inkl. Schutzschild durch die Gegend zu rennen. Die Polizisten waren alle sehr bemüht, ihnen alle Fragen zu beantworten und ihnen ein wenig mehr Verständnis gegenüber der Polizei zu vermitteln. 
Ich hab das Schild natürlich auch mal ausprobiert, ich wär da aber mit Sicherheit zu schwach für, das dauernd zu tragen. Auf den Fotos sieht man auch die gepanzerten Fahrzeuge, die man hier wirklich oft sieht, und ja, diese hohen Zäune gibts an allen Polizeitstationen, das sind keine Gefängnisse! (das dachte ich am Anfang)


So nun noch ein paar Residential Fotos:






 Ira und ich

 Debs und ich





 Der Fühling ist da!


 Aussicht vom Bungalow





 Challenge accepted!















Okay, ich versuche, mich so bald wie möglich wieder zu melden! Morgen geht's schon aufs nächste Residential bis Sonntag, diesmal sogar nach Irland selbst. Danach hab ich fast die ganze Woche frei, da ja St. Patrick's Day ist und ich Besuch von meiner Schwester bekomme! :)  Und nach Ostern geht's ja dann nach Schottland, da sind wir auch schon fleißig am planen!

Bis bald!




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