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Dienstag, 21. Oktober 2014

#11

Je länger ich hier bin, desto beschäftigter und abgelenkter bin ich und so bleibt kaum Zeit zum bloggen - sorry dafür!
Die letzten Wochen waren wieder sehr spannend, die Arbeit mit den Gruppen macht viel Spaß und ich komme auch wieder viel rum. Im Moment gibt es eine große Kampagne für das Wahlrecht ab 16, denn beim schottischen Referendum durften auch 16- und 17-jährige mitentscheiden und in dieser Altersgruppe gab es eine Beteiligung von über 80%, was beweist, dass man in diesem Alter eben nicht grundsätzlich politisch desinteressiert sein muss, oft macht eben nur das Thema der Wahl einen erheblichen Unterschied. Zu diesem Zweck waren wir wieder in Stormont, dem nordirischen Parlament, um Abgeordnete und Minister zu ihrer Meinung zu diesem Thema zu befragen. Die endgültige Entscheidung über das Wahlalter liegt jedoch beim Parlament in London. Es war sehr interessant, auch wenn leider kein einziger Abgeordneter der DUP (Democratic Ulster Party), UUP (Ulster Unionist Party) oder DUV (Traditional Unionist Voic) kam, um uns zu erklären, warum sie gegen das Wahlrecht ab 16 sind. (diese Parteien sind gegen das WAhlrecht ab 16) Das Ergebnis könnt ihr hier sehen.
Zum Theme Vote at 16 war übrigens auch das BBC in unserem Büro und hat Jugendliche aus unseren Gruppen zu ihrer Meinung befragt, am nächsten Tag gab es dann einen Beitrag im nordirischen BBC zu sehen, den man auch hier noch einmal ansehen kann.
Passend zum World Animal Day wurde außerdem ein Artikel von mir auf der WIMPS Website veröffentlich, den ihr hier lesen könnt.

So, jetzt aber mal Schluss mit den ganzen Links! Ich war bis jetzt bereits einmal beim Irish Language Kurs und es war super interessant, aber diese Sprache ist echt kompliziert und hat für mich sehr wenig mit Englisch gemeinsam. Der Kurs findet immer freitags statt, die letzten Wochen war ich da aber leider immer beschäftigt, hoffentlich komm ich dann noch hinterher.

Mene Kollegin Bronagh hat mich nach der letzten Volunteer Fair mit ihrem Auto mal in ein paar Interface Areas gefahren und mir ein wenig darüber erzählt. Interface Areas sind die Gegenden in Belfast, in denen protestantische und katholische bzw. loyalist und nationalist areas aufeinandertreffen. Eine der berühmtesten ist wohl die Falls-Shankhill Area in West Belfast mit einer riesigen Mauer. Von diesen sogenannten "Peace Walls" habe ich zwar schon vorher gelesen, aber irgendwie ist es doch etwas anderes, wenn man dann direkt vorbei fährt. Die Zäune sind oft unglaublich hoch, um zu verhindern, dass beispielsweise Backsteine oder Molotov Cocktails auf die andere Seite geworfen werden. Viele dieser "Peace Walls" wurden auch tatsächlich erst nach dem Good Friday Agreement 1998, also mit Beginn des Friedensprozesses, gebaut, denn egal wie gruselig sie manchmal aussehen mögen, für die Menschen, die in diesen Gegenden leben, bedeuten sie Sicherheit. Viele Menschen sind dort während des Konfliktes aufgewachsen und haben die andere "community" eben als Feind kennengelernt - ihnen wurde eingetrichtert, nicht in bestimmte Gegenden zu gehen, weil sie von dort womöglich nicht oder verletzt zurückkehren würden und das wird teilweise auch heute noch von Eltern an ihre Kinder weitergegeben. Viele Jugendliche bleiben einfach in ihren Stadtteilen und oftmals entweder ein Leben lang oder sie ziehen für immer weg, sobald sie auf eigenen Beinen stehen können. Deswegen ist es für sie dann auch spannend, wenn sie erfahren, dass ich aus Deutschland komme, denn meistens treffen sie nur Menschen aus "ihrem" Viertel. Interface Areas sind oft auch Stadtteile mit viel Armut und niedrigem Bildungsniveau, wer es sich leisten kann, zieht in andere Gegenden. In manchen Bereichen der Shankhill Road ist es normal, wenn Kinder mit ca. 12 Jahren nicht mehr (regelmäßig) zur Schule gehen, deswegen ist es beinahe ein Wunder, dass die Jungs aus unserer Shankhill Jugendgruppe, ihre GSCEs (10. Klasse Abschluss) ablegen oder teilweise die A Levels (Abitur) beginnen. Sie wollen übrigens eine Dokumentation darüber drehen, wie es ist, an der Shankhill Road aufzuwachsen.

Das sind ein paar Fotos von der Peace Wall:

  


Zum Irish Dancing haben wir es die letzten Wochenenden nicht geschafft, dafür waren wir aber wieder auf dem St. George's Market, haben Pflaumenknödel gemacht oder eben einfach abends die Pubs erkundet. Mit Rory hab ich außerdem zusammen Gitarre gespielt, da hat es sich doch wenigstens gelohnt, sie mit herzubringen. Es ist echt schön, wenn sich mit den Leuten hier so ein Gemeinschaftsgefühl entwickelt.

Außerdem hatte ich auch meine ersten beiden Urlaubstage und gleichzeitig meine ersten Urlaubstage überhaupt! Irgendwie genießt man die ja schon mehr als Ferien, wenn man weiß, dass man eben eine begrenzte Anzahl an freien Tagen hat. Es ist auch ziemlich cool, für etwas, das einem Spaß macht, Geld zu bekommen, auch wenn ich ja kein richtiges Gehalt in dem Sinne bekomme. Die Urlaubstage habe ich natürlich gut genutzt, mein Freund war zu Besuch und gemeinsam haben wir z.B. eine dieser typischen Hop on - Hop off Touren gemacht. Das war ziemlich abenteuerlich, denn man ist mit diesem Open Air Doppeldecker Bus auch mal eben über die Bundsstraßen gefahren. Neben Stormont, haben wir auch das Titanic Quarter, Falls/Shankhill und die Innenstadt gesehen und es gab immer noch genug Sachen, die neu für mich waren. Besonders die Murals finde ich immer wieder interessant, sie sind so aussagekräftig und beeindruckend! Ich muss aber sagen, dass ich die in den katholischen Gegenden meist schöner finde - sie behandeln eher internationale Freiheitskämpfer oder Menschenrecht, während die protestantischen Murals oft Soldaten und Kriegsthemen zeigen, die Royals sieht man aber auch ab und an.












Da das Wetter super gut war, sind wir außerdem auf den Cave Hill geklettert. Von dort hat man eine super Aussicht über Belfast und Belfast Lough. Egal wie anstrengend der Aufstieg sein mag, diese Aussicht entschädigt für alles!






Am Sonntag waren wir dann wieder beim St. George's Market und am Montag gab es ein absolutes Highlight - eine Tour zum Giant's Causeway! Vorbei am Carrickfergus Castle, Carrick a Reed Rope Bridge, Dunluce Castle und der Bushmills Whiskey Destillery. Glück mit dem Wetter hatten wir auch noch und so konnten wir Nordirland von seiner schönsten Seite bewundern.












Von Donnerstag bis Sonntag hatte ich außerdem endlich mein On Arrival Training, da es jetzt aber schon echt spät ist, pack ich alle Infos darüber einfach in einen seperaten Post. So bleibt wenigstens die Spannung gewahrt. ;-)

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